Werbung
Aushöhlen und, vor allem, Aufbauen sind die Leitmotive der von der Berliner Aedes Galerie übernommenen Hans-Hollein-Ausstellung im Zumtobel Lichtforum. An diesen Koordinaten entlang lässt sich Holleins Weg durch die letzten vier Jahrzehnte hindurch recht gut verfolgen. Am Anfang stehen phantastische Projekte wie die Wien- und Salzburg-Überbauungen (1960) und "Urban Renewal Manhattan" (1964). Mit ihren Schrägen und Auskragungen lassen sie an utopische Entwürfe der russischen Avantgarde wie die Lenin-Rednertribüne und die "Wolkenbügel" El Lissitzkys denken. Bei Holleins Projekten der sechziger Jahre ist die treibende Kraft jedoch die Subversion des selbstbewusst Anarchischen. Ihrem Wesen nach sind die tönernen Modelle weniger architektonisch als plastisch; in diese Zeit fällt auch die für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit mit Walter Pichler. Vierzig Jahre später - kaum etwas ist aus der Zeit dazwischen zu sehen - ist Subversion in Holleins Werk nicht mehr spürbar. Die Querbalken der Wolkenbügel-Paraphrasen sind zum ubiquitär eingesetzten Motiv geworden. Die 1963 entworfene "Superstructure over Manhattan", ein quer über den Hochhausspitzen liegendes assemblagenartiges Konstrukt, taucht ganz ähnlich in völlig verändertem Kontext, nämlich dem der Wiederaufbaupläne für das World Trade Center, 2001 als Querspange über den Türmen wieder auf. Titanflugdächer allerorten, mal gewellt, mal nicht, mal gibt`s als Stadtkrone noch eine LED-Screen für die Werbung eines Medienkonzerns dazu. Die schrundigen Bauplastiken der frühen Sechziger sind Ansammlungen unterschiedlicher Materialien und Farben gewichen. Schrägen, Segmentschwünge und auskragende Dachkronen lassen sich so problemlos für die Corporate Identity des jeweiligen Auftraggebers einsetzen. Eine hinter dem ersten Eindruck liegende semantische Ebene jenseits des Erlebniswerts sucht man vergebens.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Hans Hollein - Aufbauen und Aushöhlen
05.06 - 11.07.2003

Zumtobel Staff Lichtforum
1010 Wien, Jasomirgottstraße 3-5
Email: hbickel@supra.net
http://www.zumtobelstaff.co.at


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: