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Statt einfach nur drauflos schreiben - auch ein bissl recherchieren

Frau Karin Bauer erklärt uns im samstäglichen Standard-Album vom 28.06.2003, dass private Vorsorge fürs wahrscheinlich schon bald abgespeckte Staatspensionsalter eine langweilige Angelegenheit ist, wenn man sich mit "sicheren und kontinuierlichen Renditebringern" herum"quälen" muss. Nicht ganz unklug uns zu verschweigen, wie die heißen. Sonst könnte ja jemand auf die Idee kommen, Frau Bauer beim langweiligen Wort zu nehmen. Jedenfalls weiß Frau Bauer, was in die Abteilung Genießen fällt und nicht vorsorgegeeignet ist. Kunst zum Beispiel. Also gut da hat sie recht. Kunst ist wirklich ungeeignet. Bei Kunstwerken allerdings würde ich da schon etwas vorsichtiger sein. Vor allem bei solchen von den von ihr zitierten Wiener Werkstätten und ihrem Künstler Powolny. Allerweil ich hätte statt Siemens- und Telekomaktien ein paar Powolny-Putten - da hätte ich kein Problem, bei einem eventuellen Verkauf satte Gewinne einzufahren. Und wenn ich die "Nase" der Peggy Guggenheim hätte, würde ich Samstagnachmittag nicht das Standard-Album lesen um mich zu erquicken, sondern die nach unten zeigenden Aktienkurse in der Herald Tribune genießen. Und ein- bis zweihundert vor 30 Jahren gekauften Flaschen Mouton Rothschild im Keller würden mich altersvorsorglich durchaus entspannt schlafen lassen. Ich tät mich auch wirklich nicht fürchten, dass ich mit einem Haufen Anlagediamanten oder einem schwachen Kilogramm Gold im Tresor vor lauter Sorgen schlohweißes Haar bekäme. Selbst ein paar kleine geile Briefmarken - auch ohne blauer Mauritius - hätten für mich Briefmarkenmuffel durchaus etwas Geiles fürs Alter an sich. Also lauter Sachen, die für Frau Karin Bauer bestenfalls schöne exotische Sinnenreize darstellen aber sicher nicht für die private Vorsorge geeignet sind. Das wäre ja viel zu riskant. Inklusive "bösem Erwachen für die Kinder" - gemeint sind wahrscheinlich die Erbanwärter - als ob mich die mehr interessieren würden, als mein finanzielles 75jähriges Wohlbefinden. Aber den Standard-Leser braucht das alles nicht zu kratzen. Denn Frau Karin Bauer hat ein Buch geschrieben über den Anlegerschutz in Österreich. Es erscheint im Herbst. Ich werde es ausgiebig studieren. Freue mich schon zu erfahren, welche Anlegeformen mich vor meinem bösen Erwachen schützen. In der Zwischenzeit werde ich meine Kunstsammler und -käufer eindringlich vor einem anlageorientierten Kauf eines Kunstwerkes warnen. Vor allem vor Arbeiten der Wiener Werkstätten werde ich ganz nachdrücklich abraten. Und Künstler die von Peggy Guggenheim gesammelt wurden - z.B. Jackson Pollock und Max Ernst - als die sind anlagemäßig viel zu exotisch und daher wesentlich riskanter als ...(hier können jetzt je nach Belieben mindestens 246 Aktien von Weltkonzernen eingesetzt werden.)
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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