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Der Neue

Es ist kaum zu glauben, dass in diesem Land so etwas noch möglich ist: Der neu bestellte Kanzler übergibt die Kulturagenden an einen, der sich in dieser Materie auskennt. Und zwar ziemlich gut, weil er seit Jahrzehnten damit befasst war. Nicht nur mal zwischen Tür und Angel mit einem Künstler geplaudert, eine Theaterpremiere mit anschließendem Empfang besucht oder im Vorbeigehen die eine oder andere Grafik gekauft hat. Die vergangenen Jahre, seit dem schwarz-blauen Franz Morak, wurde die Kulturpolitik des Bundes stets von Menschen verantwortet, die inhaltlich aus ganz anderen Richtungen kamen. Die Kulturagenden wurden dabei wie Verschubmasse behandelt: Mal waren sie dem Unterrichtsministerium zugeordnet, dann wieder dem Bundeskanzleramt – je nach großkoalitionärer Wetterlage, und je nachdem, wer gerade welche Ressorts anderswo übernommen hatte. So entstand der Eindruck, dass die Verantwortlichkeit dafür recht willkürlich verteilt wurden; kaum jemand schien sich besonders einen Kopf darum zu machen. Getoppt wurde dieses Zufalls-Management nur noch durch die – häufig von völlig kulturfernen Persönlichkeiten verhandelten – entsprechenden Passagen im Regierungsprogramm, die zwar nur wenige Seiten umfassten, aber in manchen Punkten umso absurder erschienen. Wie Thomas Drozda sein Amt nun tatsächlich anlegen wird, das werden wir wohl in den nächsten zwei Jahren, bis zur nächsten Wahl, beobachten können. Für manche mag er für das Establishment, für die großen Tanker, stehen: Die Vereinigten Bühnen Wiens, die er leitete, erhielten aus dem eher doch schon knapper gewordenen Budget der Stadt Wien eine Subventionserhöhung, mit Zustimmung der Grünen – was diese damals ziemlich in Bedrängnis brachte. Ob der einstige Manager eines großen Hauses auch auf die kleinen Initiativen schaut, muss sich erst zeigen. Doch Drozda bewies, dass er ein guter Budget-Verhandler ist. Und er weiß wohl ziemlich genau, dass er nicht im Wellness-Ressort sitzt. Für einen Kulturminister in Dauersparzeiten ist das eine wie das andere nicht die schlechteste Voraussetzung.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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