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Tobias Zielony / Hiwa K: Doppelschlag

Mit Hiwa K und Tobias Zielony zeigt die Berliner Galerie KOW jetzt gleich zwei politisch engagierte Künstler. Beide Ausstellungen werfen den Blick u.a. auf den Status quo von möglichem Widerstand und den Subjekten, die einen solchen voranzutreiben versuchen. Hiwa K zeigt in der KOW Galerie u.a. seine Installation „It’s Spring And The Weather Is Great So Let’s Close All Object Matters“, 2012,: Sieben hölzerne Trittleitern stehen da herum, jede ist mit einem Musikinstrument, etwa einer Geige oder einer E-Gitarre, und einem Mikrofon versehen. Ursprünglich wollte der Künstler solche Rednerbühnen im Rahmen einer Ausstellung in der Londoner Serpentine Gallery am Speakers Corner aufstellen, doch das performativ-politische „Redner-Konzert“ wurde verboten, also baute Hiwa K die Leitern in der „Serpentine“ auf, jetzt allerdings in einem funktionsuntüchtigen Zustand. So reflektiert die Arbeit auch die Mutation, die künstlerische, zumal politisch orientierte, Projekte oftmals erfahren, wenn sie aus dem Alltag des Öffentlichen Raumes in den hehren white cube übersiedelt werden: Sie werden zu autonomen Kunstwerken, die nur noch bestaunt werden dürfen. Tobias Zielony überzeugt bei KOW mit einer gleichsam „extended-version“ seiner letztjährigen Venedig-Biennalen-Arbeit „THE CITIZEN“. Fotoporträts von Flüchtlingen, deren erzählte Schicksale in Form von Zeitungsartikeln und Interviews mit den Flüchtlingen standen damals im Zentrum von Zielonys Beitrag. Jetzt ergänzt der Künstler diese Arbeit um die Installation „STORYBOARD (MONUMENTS MEN)“, 2015, in der mit in Vitrinen ausgelegten Videos, Texten und Fotos eine collagenartige Geschichte, im doppelten Sinne des Wortes, erzählt wird, die Aspekte wie Nazi-Raubkunst, George Clooneys Anti-Genozid-Kampagne - finanziert durch seine Nespresso-Werbung -, und die Besetzung eines Baumes am Berliner Oranienplatz durch die Sudanesin Napul Langa zusammengeführt werden. Schließlich ist da noch Zielonys Film „THE GHOST“, 2016, zu sehen. Der Film berichtet von Bewohnern einer Berliner Flüchtlingsunterkunft, die meinen dort Geister gesehen und die Stimmen von Verstorbenen gehört zu haben. Unweit des Heimes fuhren im „Dritten Reich“ Züge ab, die jüdische Mitbürger in Konzentrationslager brachten – melden sich die Grauen der Vergangenheit zurück? Die beiden gelungenen Präsentationen zählen zu den sehr wenigen explizit politischen Ausstellungen, die während des Berliner Gallery Weekends eröffnet wurden. Ob dieser künstlerische „Doppelschlag“ aber dank dieses Kontextes in der Rezeption nicht zum „radical chic“ verkommt, dieses bleibt dann doch kritisch zu fragen.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Tobias Zielony / Hiwa K
30.04 - 12.06.2016

KOW
10969 Berlin, Lindenstraße 35
Tel: +49 30 311 66 770
Email: gallery@kow-berlin.com
http://kow-berlin.com
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18h


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