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Judith Fegerl - non-specific charged ones: Die Lust an der Schöpfung

Galerie Hubert Winter zeigt derzeit jüngste Arbeiten der österreichischen Künstlerin Judith Fegerl. Die meist 2016 entstandenen Werke oszillieren an den Rändern von Zeichnung, Plastik und Malerei. Betritt man die Galerie, so ist man mit 12 waagrecht an der Wand angebrachten Metallstangen konfrontiert. Am anderen Ende des großen Galerieraums finden sich großformatige Stäbe. Dabei handelt es sich beide male um Elektromagnete aus Stahl, die durch eine Induktionsspule elektronisch aufgeladen und zusammengehalten werden. Der Stab in seiner Gänze existiert nur mit der nötigen Spannung und Energie. Energie wird damit zur Grundlage eines ruhenden Corpus. Strom verhilft dabei der Materie zur äußerlichen Ruhe und verhindert so das Auseinanderfallen der Stangen. Schon in früheren Ausstellungen der Künstlerin war das Erschaffen von kurzzeitig Lebendigem – wie in „Spannungsobjekt“ von 2006 - ein zentrales Thema. Da wurde eine Porzellankugel mit Echthaar bedeckt und in bestimmten Intervallen Hochspannung durch die Haare gejagt. Der Effekt war ein zu Berge stehen der Haare. Ein emotionaler Zustand, der sich in physischer Veränderung ausdrückt wurde somit durch Stromstöße simuliert. Genau diese Fragestellungen interessieren Judith Fegerl: Das Herstellen von körperähnlichen Funktionsweisen mithilfe von Technik und unerschiedlichen Materialien. Dieses etwas unheimliche Handwerk der Schöpfung zeigt sich in einer eher ephemeren Weise in der Arbeit „Lemniskaten“ von 2009. Diese ist ebenfalls bei Hubert Winter zu sehen. Darin vereinigen sich Kupferdraht und menschliches Haar auf papierenem Grund zu einer Endlosschleife. Anorganisches Material trifft auf organisches Material und verbindet sich zur Unendlichkeit. Eine Paraphase auf lebendiges Material findet sich auch in der Arbeit „odds and end“ von 2016. Hier finden sich auf einer Filzmatte aufgespulter Kupferdraht, dessen rote Farbgebung die eher düstere Installation akzentuiert. Erinnerungen an die Post Partem Installation von Mary Kelly werden wach. Man denkt auch an Arbeiten von Joseph Beuys. Nicht zuletzt sei auch auf mehrere Arbeiten auf Wachspapier verwiesen, deren rostroter Ton ebenfalls mit dem von Judith Fegerl viel verwendeten Kupferdraht korrespondiert. Die Papierarbeiten entwickeln eine stark malerische Qualität. Auf ihnen ist mit Kupferdraht eine Grafitmine festgemacht. Die Betonung der Zeichnung und auch des fragilen und ephemeren zeichnerischen Elements gelingt Fegerl mit diesen Wachspapierarbeiten auf malerischen Grund – „easy axis“ – ganz außerordentlich. Schon allein wegen dieser Werke ist diese Ausstellung sehenswert. Zuletzt sei noch auf den hinteren Raum bei Hubert Winter verwiesen. Hier spannt sich dünnster Kupferdraht in eigens gefertigten Porzellanösen in einer fast endlosen Reihung um eine Ecke des Raums. Diese beiden Installationen sind von einer weißen Farbigkeit und Zartheit, die die Rhythmik des Raums betonen und die Wand unterstreichen. Die dreijährige Wartezeit auf eine Einzelausstellung von Judith Fegerl hat sich gelohnt, denn es ist eine Entwicklung in ihrem Werk feststellbar, die mehr Distanz zur früher dominanteren technischen Imagination von organischem Leben erkennen lässt.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Judith Fegerl - non-specific charged ones
08.04 - 14.05.2016

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


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