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Helga Philipp: Kunst kommt von Können

Es muss im Jahr 2000 bei einem Essen des Druckgrafikers Andreas Stalzer gewesen sein, als Helga Philipp und ich miteinander ins Gespräch kamen. Es war die Zeit als Andreas Stalzer mit Ihr mittelgroße farbige Siebdrucke produzierte, die eine Art Buchstabierung von Farbtönen darstellten. Die abstrakten Farbspektren waren Klangfarben ähnlich und erinnern an die Zwölftonmusik eines Josef Mathias Hauer und an den Schweizer Maler Jacob Weder. Letzterer war 1991 mit seinen „Farbsymphonien“ im Wittgensteinhaus zu sehen. Der Schweizer Künstler interpretierte farblich das „Wohltemperierte Klavier“ von Bach und stand dabei seinem Landsmann Johannes Itten etwas näher, als der konstruktivistischen Gruppe der Konkreten um Max Bill. Das hier aufgefächerte Spektrum künstlerischer Ideen und Autorenschaft ist auch für die theoretische Grundlage von Helga Philipp`s Werk entscheidend. Nicht zu vergessen ist dabei die kinetische Tradition aus Wien mit einer Erika Giovanna Klien, in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Galerie Hubert Winter zeigt Werke vom Ende der 80er und aus den 90er Jahren, die meist in grau, schwarz und dunklen Blautönen gehalten sind. Die Arbeiten sind vor Helga Philipps strahlender Rückkehr zur Farbigkeit entstanden. In den teilweisen großen Formaten, die mit Graphit auf Millimeterpapier und auf Karton oder Öl auf Leinwand gestaltet sind, lotet die Künstlerin Fragen nach seriellen Formen und nach ihrer plastischen Anordnung in der Fläche aus. Manche optischen Phänomene, wie zwei ineinander übergehende Dreiecksspitzen, scheinen sich im nächsten und übernächsten Bild fortzusetzen. Philipp ging es in ihrer Kunst immer um eine intensive Beziehung von Kunstwerk und Betrachter, in der sich das Gesehene je nach Standpunkt des Betrachters unterschiedlich gestaltet. Ihre Arbeiten können fast alle „optisch ergangen“ werden und damit fließt die Bildhauerausbildung von Helga Philipp sehr stark in ihr Werk ein. (1) 1978 erwarb Helga Philipp eine Villa von Theophil Hansen in Ternitz, die es Ihr erlaubte auch größere Fromate zu gestalten. Unter anderem entstand ein Paravent, dessen Farbflächen eine Rythmisierung des Bodens aufgriff. Manche Formen der Leinwände wurden dem Motiv der Darstellung unterworfen. Sie bekamen räumliche Ergänzungen, die an die Idee der „Shaped Canvases“ von Frank Stella – ab 1959 – erinnern. Auch hier sind diese Arbeiten mehr Objekt als Gemälde. Die Ausstellung bei Hubert Winter gibt einen umfassenden und sehr schönen Eindruck dieser Werkphase von Helga Philipp. Man findet einen intensiven fast obsessiven Auftrag der Farbmaterialen und das Ausloten von Formaten und Sehgewohnheiten. Nicht zuletzt stand diese Künstlerin mit ihrer Ausbildung an der Hochschule für Angewandte Kunst und ihrer 37-jährigen Lehrtätigkeit als Assistenzprofessorin an demselben Institut auch in der Tradition dieser Einrichtung. Einer Einrichtung die einst Mal die Kunstgewerbeschule gewesen war, aus der namhafte Architekten, Handwerker und Bildende Künstler in alle Welt gegangen waren. -- (1) Helga Philipp begann 1953 im Alter von vierzehn Jahren den Vorbereitungskurs an der Hochschule für angewandte Kunst und studierte danach Bildhauerei in der Klasse von Hans Knesl.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Helga Philipp
04 - 31.03.2016

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


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