Susanne Rohringer,
Dieter Roth - aus einer Sammlung Exil, Selbstbildnis, Speedy-Drawing, Taschenzimmer: Universalgenie: Dieter Roth
Auch heute noch, achtzehn Jahre nach Roths Tod, 1998, kann man über dieses vielfältige Werk, das keinerlei Berührungsängste - weder Genregrenzen noch unterschiedlichsten Materialien gegenüber - hatte, nicht genügend staunen.
Karl Dietrich Roth wurde als Sohn eines Schweizer Vaters und einer deutschen Mutter 1930 in Hannover geboren und wuchs dort anfänglich auf. In den den 1940er Jahren, während der Kriegswirren, übersiedelte er in die sichere Schweiz. In Bern absolvierte er eine Grafikerlehre und ging in den 50er Jahren über Kopenhagen nach Island, wo er mit seiner ersten Frau lebte.
Island mit seinen malerischen Gesteinformationen und Geysiren blieb sein Leben lang Inspirationsquelle und Zufluchtsort. In den letzten Lebensjahren arbeitete er dort in enger Kooperation mit seinem Sohn Björn. In den 60er Jahren verließ Roth seine isländische Frau und lebte mit der amerikanischen Künstlerin Dorothy Iannone in New York, Deutschland, Island und in der Schweiz.
Die bei Silvia Steinek gezeigten Werke beziehen sich unter anderem auf Roths Wiener Zeit. In den 70er Jahren wohnte er in der Tuchlauben und traf sich regelmäßig mit Arnulf Rainer zu einer Art Zeichen-Session. Die beiden Künstler überboten sich wechselseitig im „Hineinzeichnen“ des Eigenen in die Arbeit des Anderen. Zu diesen Begegnungen gibt es auch Schwarz-Weiß-Filmkader, und Roth nimmt darin den draufgängerischen und aggressiveren Part ein. Überhaupt ist sein künstlerischer Ausdruck oft ein zutiefst theatralischer, was auch in seiner Sprechweise zu bemerken war. Seine Auftritte erinnern immer ein wenig an Absurdes Theater und sind auch nahe an einer musikalischen Inszenierung, wie dies etwa bei der Rembrandt-Preisverleihung in Basel zu sehen war. Dieter Roth hielt dabei seinen Preis wie ein Rennfahrer über den Kopf in die Luft und stieß mit dieser Inszenierung das biedere Publikum vor den Kopf.
In den 70er Jahren arbeitete Roth eng mit dem Wiener Galeristen Kurt Kalb zusammen. Gemeinsam veranstalteten sie die „Bestellzettelausstellung“, in der die Besucher auf sogenannten Bestellzetteln 31 Graphiken oder Objekte ordern konnten. Die angefragten Kunstwerke wurden dann von Roth gefertigt.
Bei Silvia Steinek sind auch zahlreiche Selbstbildnisse aus dem Jahr 1975 zu sehen. Schnell gezeichnete obere Hälften eines Kopfes, der schriftlich von Roth betitelt wurden. Es könnte sich um „Frühstücksbilder“ handeln. Am Morgen schnell skizziert, entstanden aus einer gewissen Befindlichkeit heraus. Auch sogenannte „speedy–drawings“, die ebenfalls immer wieder mit dem Sujet des Selbstporträts spielen, sind bei Steinek zu sehen. Es sind dies Simultanzeichnungen der linken und der rechten Hand. Mit ein paar Strichen wird das Wesentliche skizziert und offenbart die Könnerschaft des zeichnerischen Meisters.
Zuletzt sei noch auf Roths Materialwahl hingewiesen. In der Ausstellung ist ein sogenanntes „Taschenzimmer“ von 1973 zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Kartonschachtel, darin die Stempelzeichnung eines Schemels, auf der eine Bananenscheibe platziert wurde.
Die Banane ist mittlerweile längst vergangen und verweist auf die Verwesungsobjekte, die Dieter Roth mit großer Freude ab den 70ern inszenierte. Er hatte keine Hemmungen, Wurst, Käse, Obst, Faschiertes und Rotkohl auch im großen Stil zu verarbeiten, weshalb er auch in mancher Literatur mit der Eat Art von Daniel Spoerri in Verbindung gebracht wird.
Die Ausstellung der Zeichnungen von Dieter Roth ist ein gelungenes und kraftvolles Erinnern an die universelle Begabung des Künstlers.
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Dieter Roth - aus einer Sammlung Exil, Selbstbildnis, Speedy-Drawing, Taschenzimmer
09.03 - 16.04.2016
silvia steinek galerie
1010 Wien, Eschenbachgasse 4
Tel: +431/512 87 59, Fax: +431/512 87 59
Email: galerie@steinek.at
http://www.galerie.steinek.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 13-18h
Sa: 11-15h
09.03 - 16.04.2016
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