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Friedrich Kiesler - Lebenswelten: Tanz in der Raumstadt

Was für ein Irrtum. Wer die Ausstellung zu Friedrich Kiesler im MAK betritt, dem scheinen die Exponate vertraut. Hat man das alles nicht längst gesehen? Das Leger- und Trägersystem, das Kiesler als ausgeklügeltes und abwechslungsreiches Ausstellungsdisplay erdachte. Die Raumbühne, in der er die Trennung zwischen Publikum und Schauspiel hintertrieb. Und natürlich die „Art of This Century“-Galerie für Peggy Guggenheim, mit der er das Ausstellungsmachen neu erfand. Dennoch gibt es genug Argumente für diese Ausstellung. Denn sie betrachtet ihr Material unter dem Blickwinkel von Kieslers allumfassenden, auf seinem Konzept des Correalismus basierenden Denkens – der Untertitel lautet „Lebenswelten“ – und füttert dieses zudem mit Gegenwartskunst auf. Auch, dass seine Arbeiten nirgendwo in Wien permanent in entsprechendem Umfang präsentiert werden – die verdienstvolle Kiesler-Foundation hat nicht die Räume, diese umfassend darzustellen – rechtfertigt eine große Kiesler-Show. Jedenfalls beleuchtet die Schau, kuratiert von Dieter Bogner, Maria Lind und Bärbel Vischer, bis dato nicht allzu prominent herausgehobene Aspekte von Kieslers Werk: Die „Galaxies“ etwa, selten zu sehen, Installationen, in denen Gemälde an Wand und Boden präsentiert wurden, oder späte Entwürfe für skulpturale und architektonische Werke: „Us, You, Me“ heißt eine modellhafte Skulptur aus Ton, an der er seit 1963 arbeitete und die als eine Art „neuzeitliche Weltlandschaft“, wie es im Katalog heißt, begriffen werden kann. Die Interventionen von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern sind mal mehr, mal weniger gelungen – am besten im Fall von Lili Reynaud-Dewar, die der „Raumstadt“, diesem monumentalen Gerüst, hier als Rekonstruktion in die zentrale Halle platziert, neue Facetten abgewinnt: Elegant tanzt sie, angetan mit einem Anzug in Form des „Endless House“, zwischen den einzelnen Elementen der „Raumstadt“ – und zwar in einem Film, der wiederum darauf projiziert wird. So erfährt diese frühe und visionäre Arbeit Kieslers eine unerwartete Wiederbelebung.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Friedrich Kiesler - Lebenswelten
15.06 - 02.10.2016

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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