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Hugo Canoilas - I'll devour your eyes: Gelbe Gefahr?

So ungeordnet der visuelle Kosmos von Hugo Canoilas auf dem ersten Blick auch daherkommt, so wohlkalkuliert und konzeptionell strukturiert erweist sich dieser Mix aus Installation und Malerei auf dem zweiten Blick. An- und gleichzeitige Abwesenheit ist eine der binären Konstellationen, die in Hugo Canoilas‘ Kunst den Ton angeben. Anwesend nämlich sind Objekte wie Holzbretter, Getränkedosen und Plastikeimer in seiner Installation „The black mass for hipsters club“, 2016, denn ihre Form ist mehr oder weniger deutlich unter einer gelben Silikonschicht sichtbar, die auf dem Boden flächendeckend aufgetragen ist. Gleichzeitig aber schirmt diese Silikonschicht die unter ihr liegenden Objekte von ihrer Umwelt ab, sie sind gleichsam vergraben unter dieser ortsspezifischen Bodenarbeit, die den Flur und der ersten großen Raum der Galerie Andreas Huber komplett ausfüllt. Prompt stellen sich weitere vom Künstler inszenierte Gegensätzen ein, etwa die von gefundenem Objekt, man denke an besagte Getränkedosen, und konstruiertem Ensemble, wie z. B. ein Herrenschuh, in dem ein aus der Silikonschicht herausragender Ast steckt. Womit hier auch der Gegensatz von Kultur und Natur verhandelt wird - und ganz nebenbei auch noch der von High and Low Art, ist doch diese Form von „Schuhfitty“ eine ästhetische Strategie, die Canoilas des Öfteren in der von ihm ebenfalls praktizierten Street Art einsetzt. Beim Begehen von „The black mass for hipsters club“ stellt sich zudem ein widersprüchliches Gefühl von Stabilität, die Schicht hält dem Gewicht des Besuchers offensichtlich stand, einerseits und Schwankung andererseits ein, denn die gelbe Silikonschicht scheint immer wieder ein wenig nachzugeben, ihre Festigkeit scheint doch gefährdet. Diese Installation Canoilas‘ erfordert einen Blick nach unten hin zum Boden, die ihr anschließende, von der Decken hängende, Malerei dagegen einen quasi horizontalen hin zur Wand der Galerie. Auch dass bei dem gleich neben der Bodenarbeiten hängende Bild „Spider o big spider! Do you bring the cure spider? O spider, big spider, come and bite me.”, 2016, dann die Farbe Blau dominiert, es sich also komplementär zum Gelb von „The black mass for hipsters club“ verhält, setzt in der Ausstellung das Spiel der Gegensätze konsequent fort. Die großformatige Malerei „kannibalisiert“ dann diverse Motive und Techniken und vereinheitlicht diese auf - statt unter, wie es die Silikonschicht tut - der Oberfläche seiner Kunst, hier der Leinwand. So ist am linken Rand des so rätselhaften wie klar lesbaren Bildes ein Insekt gemalt, das Motiv fand der Künstler in einem Naturkundebuch. Im Zentrum des Gemäldes sind zwei weiße Hände zu sehen, sie hat Canoilas aus einem Filmposter entwendet. Rechts daneben erscheinen zwei mit Photoshop freigestellte und dann nachgemalte Vogelflügel, im Hintergrund erinnern rote Linien an Kartographie ebenso wie an sich langsam dahinwälzende Lavamassen. Am linken Rand schließlich hat Canoilas eine abstrakte Zeichnung seiner Tochter malerisch nachgestellt. Wie eine postmoderne Bildverarbeitungsmaschine agiert der Künstler hier und komponiert dabei eine malerische Collage, der es gelingt vermeintliche Gegensätzlichkeiten wie Spiritualismus und rationale Konzeption miteinander zu kombinieren. Anschauen!
Mehr Texte von Raimar Stange

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Hugo Canoilas - I'll devour your eyes
15.01 - 30.04.2016

Galerie Andreas Huber
1040 Wien, Schleifmühlgasse 6-8
Tel: +43-1-586 02 37, Fax: +43-1-586 02 37
Email: art@galerieandreashuber.at
http://www.galerieandreashuber.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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