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Christian Jankowski - Retrospektive: Retrospektives Rollenspiel

Für seine erste Ausstellung in der Galerie CFA Berlin wählte Christian Jankowski nichts Geringes als das Format „Retrospektive“. Und er ließ die gelungene Show von der Schauspielerin Nina Hoss kuratieren. Bereits in seiner retrospektiv angelegten Ausstellung „Dienstbesprechung“ 2008/2009 im Kunstmuseum Stuttgart nahm Christian Jankowski signifikante Rollenspiele vor und ließ die Mitarbeiter des Museums ihre beruflichen Funktionen tauschen. So wurde z. B. ein Techniker für eine kurze Zeit der Direktor des Hauses. Auf eine ähnliche Strategie setzt Jankowski (und der Galerist Bruno Brunnet) jetzt in der Ausstellung „Christian Jankowski - Retrospektive“, in der die nicht gerade unbekannte Schauspielerin Nina Hoss in eine neue Rolle schlüpft. Diese nämlich hat, als jemand, der eigentlich „nicht vom Fach ist“, diese Ausstellung kuratiert. Dieser Rollenwechsel aber ist der Show nicht anzusehen, sie ist eine Retrospektive geworden, wie sie ein „wirklicher“ Kurator auch gemacht haben könnte. Eben darum aber ist „Retrospektive“ eine sehenswerte Angelegenheit mit nahezu allen wichtigen Arbeiten des Künstlers geworden. So fällt nämlich kaum ins Gewicht, dass das Konzept von „Retrospektive“ kaum mehr ist als nur ein PR-Gag, der übrigens durchaus aufging: Die Presse berichtete schon im Vorfeld recht ausführlich und die Eröffnung der Ausstellung war mehr als überfüllt. Gleich im ersten Raum der Show zeigt sich der retrospektive Charakter der Ausstellung, werden hier doch Filme des Künstlers von 1992 - 2015 gezeigt. Im Hauptraum dann sind jüngere Arbeiten zu sehen, so z. B. die Werkgruppe „Heavy Weight History“, 2013, in der polnische Gewichtheber in Warschau versuchen Denkmäler anzuheben und dadurch deren Historie im wahrsten Sinne des Wortes aufarbeiten. Oder da sind Neonschriften aus der Reihe „Visitors“, 2010, zu sehen, die Einträge aus Gästebüchern aus Museen zeigen. “Jetzt kann ich was mit Videokunst anfangen“ etwa ist da zu lesen. Und dazu wird natürlich das immer noch herausragende Video „Die Jagd“, 1992, gezeigt, in dem Jankowski in einem Supermarkt mit Pfeil und Bogen seinen Einkauf erjagt, den er dann letztlich aber doch ganz brav an der Kasse bezahlt. Eine Karaokebox schließlich, in der man zu Jankowskis Videos „Today we met“, 2003, selber singen kann, gehört ebenfalls zu den Highlights von „Retrospektive“. Jankowski hatte diese Videos in Korea in Kooperation mit eines dort tätigen Karaokefilmproduzenten gedreht. -- PS: Zur After-Show-Party wurde mit einem Foto der kürzlich verstorbenen Rocklegende Lemmy eingeladen. Gespielt wurde dann aber beinahe nur Musik des noch vor noch kürzerem gestorbenen David Bowie. So geht es dann halt doch meist, wenn das Heischen nach Angesagtsein wichtiger ist als konzeptuelle Strenge.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Christian Jankowski - Retrospektive
15.01 - 05.03.2016

Contemporary Fine Arts
10117 Berlin, Am Kupfergraben 10
Tel: +49 30 288 78 70, Fax: +49 30 288 78 72 6
Email: gallery@cfa-berlin.de
http://www.cfa-berlin.de
Öffnungszeiten: Alter Standort


Ihre Meinung

5 Postings in diesem Forum
ich bin überrascht,
keineAhnung | 18.01.2016 10:42 | antworten
dass mein Posting gelöscht wurde. Freilich war es kritisch, aber nachdem schon bei der zuletzt aufkommenden Diskussion rund um die Kunsthallen-Ausstellung Postings gelöscht wurden, frage ich mich, ob es überhaupt etwas bringt, dieses Posting-Forum aufrecht zu erhalten, wenn jede nicht genehme Nachricht gelöscht wird? Kunst und Kunstkritik leben auch von der Diskussion, es gibt sehr gegensätzliche Meinungen, gelegentlich auch Animositäten, aber all das zu unterdrücken trägt nicht zu einer Hebung des schwachen Kunstkritik-Niveaus in diesem Land bei.
Diskurs
artmagazine Redaktion | 18.01.2016 11:20 | antworten
Das Forum soll dazu dienen, einen Diskurs möglich zu machen, der über die klassische Einweg-Kommunikation hinausgeht und der eigentlich auch mehr sein sollte, als ein Ausdruck von reinen Befindlichkeiten, sei es zu einer Ausstellung oder einer Rezension. Wir machen uns die Entscheidung, einen Kommentar zu löschen nicht einfach und tun das wirklich nur in den seltensten Fällen, besonders aber dann, wenn die kommentierenden Person sich hinter der bei uns bewusst möglichen Anonymität versteckt.
da mein Posting meiner Ansicht nach
keineAhnung | 22.01.2016 01:48 | antworten
nicht untergriffig war, reicht mir die Argumentation der Anonymität nicht. Weil meine eigene Arbeit in Ihrem Magazin oft besprochen wird, ist es ausgeschlossen, außerhalb der Anonymität auf schwache Kritiken zu reagieren, ich denke, das ist verständlich, schließlich kennt jeder die nicht nur in Österreich herrschende Verbindung von persönlichen und beruflichen Gefühlen.
Aha
artmagazine Redaktion | 22.01.2016 01:59 | antworten
Ohne diese Diskussion jetzt unnötig in die Länge ziehen zu wollen: Das Argument mit der persönlichen Befindlichkeit in der Kunstszene ist nicht gerade stark... Das artmagazine legt besonderen Wert darauf dass im Bereich der Kunstkritik und der Kunstmarkt-Berichterstattung die AutorInnen auch namentlich genannt werden. Diese stehen also mit ihrer gesamten Person in der öffentlichen Kritik. Es erscheint uns angemessen, wenn ein/e Kritiker_in dieser Texte sich dann ebenfalls nicht in der Anonymität versteckt. Wir haben außerdem noch nie einen inhaltlich schlüssig formulierten anonymen Kommentar gelöscht, behalten uns aber weiterhin vor, dies in einzelnen Fällen zu tun, wenn es uns angemessen erscheint.
keineAhnung | 23.01.2016 09:40 | antworten
letztens hatten Sie ja auch den Kommentar des nicht anonymen Herrn Stange entfernt, und die kritisierte Frau Schedlmayr hätte nichts dagegen gehabt, wenn er online bleibt. Wenn Sie das Argument der persönlichen Befindlichkeiten in Frage stellen, sind Sie meiner Ansicht nach naiv. Ich werde das Posten hier einfach sein lassen, es scheint eh nicht erwünscht, dass auf die Unzulänglichkeit mancher Berichterstattung hingewiesen wird. Schönes Publizieren noch!

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