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Leopold Museum – Brücke zwischen Schiele und den Zeitgenossen

Nach dem überraschenden öffentlichen Abgang von Tobias Natter im Jahr 2013 hatte Sammlungskurator Franz Smola interimistisch die museologische Leitung des Leopold Museum übernommen. Nach der Ausschreibung sowohl der museologischen wie auch der kaufmännischen Leitung des Museums im Frühjahr 2015 wurden im Juni 2015 Hans Peter Wipplinger als museologischer Direktor und Gabriele Langer als kaufmännische Direktorin präsentiert. Hans Peter Wipplinger, zuvor Leiter der Kunsthalle Krems, ist seit Oktober dieses Jahres am Haus und präsentierte heute, Donnerstag sein erstes Jahresprogramm. Schiele bleibt bestimmend, Zwischenkriegszeit soll aufgewertet werden Schon aus Budgetgründen bleiben Egon Schiele und die Kunst um 1900 die bestimmenden Elemente des Museums. Immerhin 87% der rund 350.000 jährlichen BesucherInnen sind Wien-Touristen die vor allem das Werk Egon Schieles und die Jugenstil-Sammlung sehen wollen. Seit September dieses Jahres ist die Neuaufstellung der umfassenden Schiele-Sammlung des Museums auf der Ebene 3 zu sehen und präsentiert in chronologischer Abfolge die Hauptwerke des Künstlers. Gleichzeitig verfügt das Museum über große Sammlungsbestände aus dem Österreichischen Stimmungsimpressionismus und der Zwischenkriegszeit, die nur selten im Haus zu sehen sind. Daher will das Leopold Museum den Leihverkehr mit diesen Werken ankurbeln und falls gewünscht auch fertig konzipierte Ausstellungen auf Reisen schicken. Allerdings sind manche Kunstwerke schon seit ihrer Übernahme in die Stiftung in schlechtem Erhaltungszustand. Da die nötigen Mittel zur Restaurierung fehlen, versucht man in der ersten Ausstellung im Jahr 2016 mit der Präsentation restaurierungsbedürftiger Gemälde und Kunsthandwerksobjekte Sponsoren oder Mäzene zu finden, welche die nötigen Mittel bereitstellen. Dialog zwischen klassischer Moderne und Zeitgenossen Hans Peter Wipplingers Interesse galt schon in der Kunsthalle Krems eher der zeitgenössischen Kunst und so werden auch im Programm des Leopold Museum die Zeitgenossen eine stärkere Rolle spielen. Ab April kann man daher Querbezüge zwischen dem Werk von Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) und den Skulpturen von Belinde de Bruyckere (geb. 1964) erkunden. Einen weiteren zeitgenössischen Schwerpunkt bildet die Ausstellung „Poetiken des Materials“ in der sechs in Wien lebende Künstlerinnen und Künstler – Benjamin Hirte, Sonia Leimer, Christian Mayer, Mathias Pöschl, Anne Schneider und Misha Stroj – mit skulpturealen bzw. installativen Arbeiten mehrere Räume des Museum bespielen werden. Stammeskunst als Wegbereiter der klassischen Moderne Rudolf Leopold war neben Kunst und Kunsthandwerk auch ein umtriebiger Sammler von Stammeskunst aus Afrika und Ozeanien. So fanden auch rund 200 Objekte Eingang in die Stiftung, die bisher mit wenigen Ausnahmen nicht gezeigt wurden. Erwin Melchardt – früher Kulturredakteur der Kronen Zeitung und selbst Sammler von Stammeskunst – hat den Bestand in letzter Zeit aufgearbeitet und präsentiert gemeinsam mit Kurator Ivan Ristić die Einflüsse die aus der Stammeskunst auf die Entwicklung der klassischen Moderne wirkten. Erstpräsentation aus dem 19. Jahrhundert Einen österreichischen Impressionisten, dessen Werke zwar immer wieder im Kunsthandel und bei Auktionen zu finden sind, dem aber noch keine umfassende Ausstellung in einem Museum gewidmet war zeigt das Leopold Museum ab Ende April 2016. Theodor von Hörmann (1840-1895) begann im Jahr 1873 an der Akademie der bildenden Künste zu studieren. 1884 beendete er seinen Dienst in der K&K-Armee um sich fortan ausschließlich der Malerei zu widmen. In den wenigen Jahren bis zu seinem Tod entstand ein umfangreiches Werk, das vor allem von den Eindrücken seines Aufenthaltes in Paris (1886–1890) geprägt ist. Eine Plattform der Engagierten Neben dem Ausstellungsprogramm präsentierte Hans Peter Wipplinger auch seine Visionen für die zukünftige Entwicklung und „Neukontextualisierung“ des Leopold Museum. Aufgrund der relativ geringen Subvention seitens des Bundes, will Wipplinger besonders Partnerschaften mit heimischen Unternehmen forcieren. Ein „Board of Trustees“ soll unter der Leitung von Georg Pölzl, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Post AG, dem Museum bei der Acquise von Sponsoren helfen. Darüber hinaus soll neben dem Freundeverein auch privates Mäzenatentum die Finanzen des Hauses aufbessern. Das international ohnehin hohe Renomée des Museums will Wipplinger mit einem internationalen „Board of Friends“ und einem Expertenkomitee zu „Wien um 1900“ noch verbessern. Auf jeden Fall soll für Wippinger das Museum nicht zum „Grab der Geschichte“ sondern ein aktives Haus der Bürgerinnen und Bürger sein. www.leopoldmuseum.org
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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