Teilen
Im Himmel des Namedropping: die „Power 100“ Liste von Art Review
Eigentlich ist es ja in der Kunstszene ja verpönt sie durchzuschauen, die von Art Review jährlich herausgegebene Liste der „Power 100“, der nach Einschätzung einer geheimgehaltenen Jury einflussreichsten Persönlichkeiten in der Kunstwelt. Aber so uneitel ist dann doch niemand in der Szene und für Viele kann es ja auch eine strategische Hilfe sein, wen man kennen muss um mit seiner Kunst, Galerie, seinen Ausstellungen oder seiner Sammlung mehr Beachtung zu finden bzw. den „ganz großen“ Durchbruch zu haben.
Der erste Blick zeigt: es geht um Kunst & Geld. Iwan & Manuela Wirth, Galeristen-Duo mit Niederlassungen in Zürich, London, New York und einem als Galerie und Kunstzentrum ausgebauten Landsitz in Somerset (GB) sowie demnächst einer Großgalerie in Los Angeles, gelten (für dieses Jahr) als die einflussreichsten Galeristen der Welt. Da scheint es fast schon auffällig, dass sie ausgerechnet die neue Nummer 2 der Liste nicht im Programm haben: den Künstler Ai Weiwei, der von Platz 15 letztes Jahr nun sogar den zweitwichtigsten Galeristen, David Zwirner, auf Platz 3 verdrängt hat. Galerist Nummer drei, der oft in einem Atemzug genannten Großgalerien folgt dann auf Platz sechs: Larry Gagosian, Herr über viele tausende Quadratmeter Galeriefläche von Hong Kong über Europa bis New York.
Dazwischen auf Platz vier – fast schon erwartbar – das Kuratoren-Duo Hans Ulrich Obrist & Julia Peyton-Jones, der überall-Kurator und die Co-Direktorin der Serpentine Gallery in London und danach der vom ersten auf den fünften Platz abgerutschte Direktor der Tate Gallery in London, Nicholas Serota. Die Plätze 7 und 9 werden von den Direktoren zweier US-Amerikanischer Museen gehalten: Glenn D. Lowry (MoMA) und Adam D. Weinberg (Whitney Museum of American Art). Auf Platz 8 dann mit Marina Abramovic die erste Künstlerin und auf Platz 10 wieder eine Kuratorin: Carolyn Christov-Bakargiev – etwas überraschend nach ihrer esoterisch angehauchten Istanbul Biennale (das artmagazine berichtete).
Die nächsten Plätze ergeben einen leichten Überhang an Galerien und Museumsleuten (Marian Goodman, Monika Sprüth & Philomene Magers, Bernard Blistène & Serge
Lasvignes [Centre Pompidou], Adam Szymczyk, Okwui Enwezor, Massimiliano Gioni) die nur von den KünstlerInnen Wolfgang Tillmans, Jeff Koons und Hito Steyerl durchbrochen wird. Auf Platz 20 dann die erste Kunstsammlerin: Maja Hoffmann, eine Nachfahrin von Fritz Hoffmann-La Roche, dem Gründer des gleichnamigen Pharmaziekonzerns.
Insgesamt ist die Abfolge der Liste halbwegs ausgeglichen zwischen GaleristInnen, KunratorInnen und Museumsleuten sowie SammlerInnen und KünstlerInnen aufgeteilt. Was allerdings wirklich fehlt, sind wie bei so vielen Best-of-Listen die Kriterien und die dahinter stehenden Personen. Wie man weiß ist Netzwerken fast alles im heutigen Kunstbetrieb, schön wäre es, wenn Art Review diese Netzwerke mit einer Liste der JurorInnen und Kriterien etwas transparenter gestaltet hätte.
Aus österreichischer Sicht ist die Liste leider enttäuschend, gerade einmal Thaddaeus Ropac hat es auf Platz 84 geschafft.
artreview.com/power_100
Mehr Texte von Werner Rodlauer
Mehr Texte von Werner Rodlauer  |
|
|
||||||||||
|
||||||||||||
