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Parmigianino und der europäische Manierismus: Originalität und Eigensinn

Es ist schon ein Thema von Rang: Das Wiener Kunsthistorische Museum zeigt eine Ausstellung über einen der originellsten Maler des Manierismus, jenes Stils der komplizierten Übertreibungen, der von etwa 1520 bis 1600 zwischen Renaissance und Barock vermittelte. Francesco Mazzola, genannt Parmigianino, wurde 1503 in Parma geboren. Seine Karriere war steil, aber kurz: Er starb bereits mit 37 Jahren. Es müsste nicht unbedingt sein, bereichert aber sehr, dass die Schau nicht nur aus Werken dieses einen Künstlers besteht. Da sind auch Gemälde von Vorläufern und Zeitgenossen, die den jungen Francesco Mazzola beeinflusst haben, wie Raffael, Giulio Romano, Rosso Fiorentino, Pontormo und Correggio. Der letzte Ausstellungsteil macht mit Werken von Künstlern aus Italien, Fontainebleau und Prag den Einfluss deutlich, den Parmigianinos Stil und Bildideen ihrerseits hatten. Besonders schön ist, dass Werke aus der Schausammlung des Kunsthistorischen einmal mit Vergleichsstücken ergänzt zu sehen sind, wie etwa Correggios Wiener Bilderpaar "Jupiter und Io" und "Raub des Ganymed" mit der ebenfalls aus dem Zyklus über die Liebschaften des Zeus stammenden "Danae" aus der Galleria Borghese in Rom. Rund 60 Zeichnungen und 30 Gemälde stammen von Parmigianino selbst. Unter den zahlreichen Hauptwerken geht nur die "Madonna mit dem langen Hals" aus den Uffizien wirklich ab. Sie durfte aus konservatorischen Gründen nicht verreisen. Einige der besten Bilder gehören ohnehin dem Kunsthistorischen, das höchst originelle "Selbstporträt im Konvexspiegel" zum Beispiel, das auch heute noch eine klare Sprache spricht. An einer Wand mit ganz ähnlichen Spiegeln darf man den verzerrenden Effekt am eigenen Bild erfahren ? und den Unterschied zwischen sichtbarer Wahrheit und malerischer Umsetzung gleich mit. Vieles andere aus Parmigianinos Bildwelt ist uns aber fremd geworden. Es bedarf einer guten Vermittlung, einen Zugang neu zu schaffen. Dazu tragen punktgenau und aussagekräftig platzierte Exponate wie Autographen, Schmuckstücke, Kleinplastiken, Kunsthandwerk und selbst Zitate aus Vasaris "Viten" nicht unwesentlich bei. Auch in dieser Hinsicht wird die Ausstellung ihrem Gegenstand voll und ganz gerecht.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Parmigianino und der europäische Manierismus
05.06 - 14.09.2003

Kunsthistorisches Museum
1010 Wien, Burgring 5
Tel: +43 1 525 24 0
Email: info@khm.at
http://www.khm.at
Öffnungszeiten: Di-So 9.00-18.00


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