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Diagonal gewundert

Vielleicht sollte ich mich doch hin und wieder bewerben. Die Berücksichtigung solch meiner Bewerbung würde vielleicht aus biologischen Gründen scheitern, aber auch graue Panther sollen schon hin und wieder junge Rehe gefressen haben. Intendant oder so was Ähnliches würde mich einfach reizen. Aber wo fände ich z.B. auf die Schnelle noch eine Intendantin und einen Intendanten, die gut waren, erfolgreich waren, ihren Job mochten, dessen Realisation beherrschten und die trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb entfernt wurden. Jetzt werden die Entfernungsverantwortlichen sicher argumentieren, dass die Christine Dollhofer und ihr Intendantenpartner Constantin Wulff von der Filmdiagonale für Eingeweihte eine nicht ganz so ideale Besetzung waren. Und das "kompetente neue Team" Vuckovic und Fuchs einfach noch idealer weil eben noch kompetenter ist. Als Beweis könnte man da sicher gleich anführen, dass sich die beiden nach der Aussage von einem bisher noch gar nicht getroffen haben. Ich meine das ist schon einmal eine ganz tolle weil durch und durch unvoreingenommene Ausgangsbasis. Da bilden zwei Partner ziemlich kontaktlos ein vorhergesagtes kompetentes Team. Unbelastet und unbeeinflusst von der persönlichen Chemie. Da ergibt sich z.B. bei Teambeginn gleich die aufregende Chance, dass die vielleicht überhaupt nicht miteinander teamisieren können. Eine befruchtendere und spannendere Ausgangsposition für ein "kompetentes neues Team" kann man sich ja überhaupt nicht vorstellen. Aber immerhin weiß einer von den beiden Kompetenzlern, dass der andere einen guten Ruf in der Branche hat. Der Wissende hat sogar schon einmal die Diagonale besucht und der mit dem guten Ruf will auch noch seine positive Energie einbringen. Darf man sich da als Kulturpolitiker wirklich noch mehr erwarten? Da ich relativ selten ins Kino gehe und noch nie die Diagonale besucht habe, kenne ich weder die Dollhofer noch den Wulff, da ich praktisch nie ATV schaue ist mir der Tillmann Fuchs völlig unbekannt und dem Miroljub Vuckovic bin ich weder real noch medial jemals begegnet. Ich muss sogar gestehen, dass ich die Infos zu dieser Skurrilitätenglosse nur einem Standard-Bericht von Isabella Reicher und Claus Philipp entnommen habe. Ich bin also einfach nur einberichtlich informiert. Trotzdem sollte sich niemand wundern, dass ich mich über die Entscheidung des Kulturstaatssekretärs wundere, obwohl oder weil ich sie nicht so ganz verstehe. Ich hätte nämlich schon gerne von ihm erfahren, warum das neue Team besser sein soll als es das alte war. Und wenn man laut Vuckovic-Zitat die diversen Fragen "entpolitisieren" sollte, dann darf in meinem unwissenden Gehirn wohl der Verdacht keimen, dass dem Vuckovic zu seiner Ernennung etwas Politisches schwant. Und das ist gar nicht gut. Und schon gar nicht für ein international akzeptiertes Filmfestival. Das wollte ich nur noch gesagt haben, bevor ich mich ganz offiziell für einen Job bewerbe, von dem ich absolut nichts verstehe.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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