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Leopold Museum: Viele Bilder hat der Sammler

"Hier sind einfach zu viele Bilder", so ein Besucher. Ein anderer schreibt alle Exponate in ein Buch, auf denen nackte Frauen zu sehen sind. Spezialisierung tut not in dem fünfstöckigen Quader, das wird bald klar. Die Orientierung scheint leicht: in der Mitte eine schachtelartige hohe Piazza mit Marmorfronten, hinter denen windmühlenflügelartig die Ausstellungsräume liegen. Am Infostand wird empfohlen, oben zu beginnen. In den wohltuend nüchternen Ausstellungsräumen sind beeindruckende Bilder zu sehen. Schiele, Egger-Lienz. Ein bisschen viel Kolig. Kirchner. Kirchner? Wirklich, ein verloren wirkendes kleines Bild von Ernst Ludwig Kirchner. Ach so, Herr Leopold hat auch ein Bild von Kirchner! Wo ist man eigentlich gerade? Die Panoramafenster vereinfachen die Orientierung, die die teils wirre Hängung erschwert. Der Raum "nach 1945" wurde offenbar zu einem von mehreren Kraut-und-Rüben-Räumen umfunktioniert, wo von der neuen Sachlichkeit zu den neuen Wilden plus Kunsthandwerk der fünfziger Jahre alles gezeigt wird, was noch übrig war. Für Beschriftungen mancher Exponate, u. a. aller Plastiken, fehlte wohl die Zeit. Andere fordern die detektivische Mitarbeit des Besuchers, wenn man das verheimlichte Entstehungsjahr auf dem Bild lesen muss. Wenn man die Treppe wieder gefunden hat, zurück ins Erdgeschoss: Wiener Secession, die hier konsequent mit z geschrieben wird. Die wunderbaren Bilder von Richard Gerstl (warum sind sie eigentlich hier?) in einem gemeinsamen Raum mit Kunsthandwerk von Josef Hoffmann zu sehen, tut weh. Thonet-Stühle sind im MAK besser, passender und adäquater ausgestellt. Ach so: Herr Leopold sammelt auch Thonet-Stühle. 1. und 2. Untergeschoss: Drei Stunden sind vergangen, die Kehle trocken. Herr Leopold sammelt auch afrikanische Plastiken. Und Volkskunst! Bierhumpen! Zinnteller! Bauernschränke! Und er hat auch ein Bild von Hermann Nitsch. Und ganz viele Gemälde des Biedermeier, Stimmungsimpressionismus und Historismus, etwa 5000 pro Raum. Und Grafiken! Vielleicht finden wir hier endlich die Schiele-Zeichung eines Mannes mit Zylinder, die es im Shop auch als Anstecker und Kaffeetasse gibt. Leider nicht. Dafür aber wunderschöne Tunkpapiere mit Fischformen von Kolo Moser. Am Ende ist der Kopf schwer. Draußen scheint die Sonne.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Leopold Museum
22.09.2001 - 01.01.1900

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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