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Attack! - Kunst und Krieg in den Zeiten der Medien: Licht ins Herz der Finsternis

Zwei Großausstellungen - ein Thema. Den Wettlauf mit der Zeit hat Peter Weibel mit "M_ARS - Kunst und Krieg" in Graz zwar gewonnen, aber sonst weit übers Ziel hinaus geschossen. In der Kunsthalle dagegen kommt man erst jetzt heraus, hat aber dafür das Thema wesentlich genauer im Visier: Kunst, bei der es um Krieg geht, existiert in unseren Zeiten niemals unabhängig von den Medien. Was liegt also näher, als die Art und Weise zu untersuchen, in der die Kunst die Medien über den Krieg befragt? "Die Kriegskunst ist zunächst einmal eine Kunst der Logistik der Wahrnehmung. Wer von weiter oben herabsieht, erkennt, was geschehen wird.", sagt Paul Virilio. Und wer den Überblick sein eigen nennt, wird danach trachten ihn anderen zu verwehren. Seit dem ersten Krieg gegen den Irak thematisieren Medienkritiker eine Bilderzensur, die einen "sauberen" Krieg weitgehend ohne verstümmelte Leichen und Verwundete vorgaukelt. Noch vor gerade zwei Monaten waren die Feuilletons voll von Wortmeldungen zur Abwesenheit des Krieges in einer kaum mehr Berichterstattung zu nennenden, aus Archivbildern, Simulationen, Expertenberichten und Endlosschleifen bestehenden Dauerberieselung - der Krieg, dieses dunkle Geschäft, erst recht verdunkelt durch die Medien. "Glauben Sie also keinem Bild, das Sie nicht selber gefälscht haben!", schrieb damals Bernd Graff in der SZ. An diesem Punkt setzen die interessantesten Arbeiten der Ausstellung an. Nin Brudermanns DVD-Installation "Warten auf den Krieg" etwa, in der sämtliches Videomaterial, das während der Operation Desert Fox 1998 von vier TV-Stationen gleichzeitig gesendet wurde, parallel gezeigt, vier verschiedene Darstellungen derselben Ereignisse liefert. Die Ausstellung vermittelt aber nicht nur die uns vertraute westliche Weltsicht. Eine Reihe von Bildteppichen aus Afghanistan reflektieren mit ihren stilisierten Panzern, Kalaschnikows und Kampfhubschraubern eine völlig andere Tradition der Nachrichtenübermittlung. Überhaupt ist da eigentlich keine Arbeit, die nicht erhellt. Nur auf die Minimalvariante einer historischen Dokumentation über Kriegsfotografie in den Printmedien hätte man verzichten sollen. Die ist so nicht hell genug.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Attack! - Kunst und Krieg in den Zeiten der Medien
23.05 - 21.09.2003

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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