Werbung
,

What kind of nonsense is this?

Der serbische Regisseur Zelimir Zilnik ist ein leidenschaftlich politischer Filmemacher. Er zählt zu einer lange Zeit wenig erinnerten Avantgarde, dem jugoslawischen "Black Cinema" der späten Sechzigerjahre. Nach seinem auf der Berlinale von 1969 mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Spielfilmdebut "Frühe Werke" in Jugoslawien praktisch mit Arbeitsverbot belegt, lebte er ab 1973 in Deutschland, wo ihm nach ganz wenigen, allerdings sehr kritischen Arbeiten die Aufenthaltsbewilligung entzogen wurde. Zurück in Jugoslawien drehte er fürs Fernsehen und seit 1993 auch wieder Kinoarbeiten, die zwischen Spielfilm und Dokumentation changieren. Betrachtet man die frühen Filme, so enthüllt sich darin die bereits sehr reife Arbeit eines noch jungen, aber ungewöhnlichen Talents, das mit dem Besten des internationalen Films wohl vertraut war. Zilniks Vorliebe für politische und sozialkritische Inhalte erinnert gerade in den frühen Jahren an Luis Bunuel. Die 1968 entstandene Dokumentation "Kleine Pioniere, wir sind eine Armee, wir sprießen wie grünes Gras" über verwahrloste Straßeninder lässt sehr an "Los Olvidados" (1950) denken, die Grundidee zu "Der schwarze Film" (1971) an "Viridiana" (1961), doch zeigt sich, dass Zilnik Themen weniger poetisch-parabelhaft, als vielmehr parodistisch-situationistisch angeht. In Österreich sind die Arbeiten des Regisseurs mit Hang zu kritischer Ironie praktisch nur im Rahmen von Sonderfilmreihen und Festivals zu sehen und nicht einmal die auf großes Kino spezialisierte Wiener Videothek Alphaville hat etwas davon im Programm. So ist es umso erfreulicher, dass nun eine auch englischsprachige, im Rahmen des diesjährigen Diagonale-Specials erschienene Publikation über Zilnik vorliegt. Vier AutorInnen unternehmen durchaus überzeugende und kenntnisreiche Versuche von Analysen seiner Filme, gefolgt von einem aufschlussreichen Interview mit Zilnik und einer Werkliste, die allerdings informativer sein könnte. Es handelt sich zwar nicht um das ultimative Buch, wie es ein derart interessanter Filmemacher verdient hätte. In Anbetracht der schweren Erreichbarkeit von Informationen über Zilnik, ganz zu schweigen seiner Filme, ist dieses Buch aber durchaus eine Empfehlung wert. Stojanovic, Miroljub [Hrsg.]: Zelimir Zilnik - Above the Red Dust (Iznad crvene prazine), Inst. za Film, Belgrad 2003, ISBN 86-7227-043-6
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: