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Chris Burden 1946 – 2015

Es war eine kleine Sensation als sich 1996 im MAK eine Straßenwalze in Bewegung setzte und sich kurz nach dem Beginn ihrer Kreisfahrt in der zentralen Ausstellungshalle mit einem letzten Knirschen in die Luft hob und einige Minuten lang fast lautlos ihre Kreise zog. Die Idee, das 12 Tonnen schwere Gefährt zum Schweben zu bringen, stammte vom US-amerikanischen Künstler Chris Burden, der mit einem seiner Kunstwerke wieder einmal die Grenze des Vorstellbaren überwunden hatte. Schon für seine Abschlussarbeit an der University of California in Irvine im Jahr 1971 ging er an seine körperlichen Grenzen. Fünf Tage lang verharrte er eingeschlossen in einem Spind, nur mit einer Flasche Wasser im Fach über ihm und einer Flasche für Urin im Fach unter ihm. Zum wichtigsten Vertreter der amerikanischen Body-Art machte ihn schon die nächste Performance in der Galerie F Space in Santa Ana, CA. “I will be shot with a rifle at 7:45 p.m.,” schrieb Burden an die Zeitschrift Avalanche und weiter „ “I hope to have some good photos”. In der kurzen Performance ließ er sich dann wirklich von einem Freund mit einem Gewehr in den linken Oberarm schießen. Damit markierte Burden eine neue Radikalität in der Body-Art, die in Europa vor allem durch den Wiener Aktionismus, in den USA durch KünstlerInnen wie Vito Acconci oder Denis Oppenheim bekannt wurde. Er wollte mit der Aktion einfach als ernstzunehmender Künstler gesehen werden, sagte Chris Burden später in einem Interview, der sich in selbst gedrehten TV-Commercials schon mal unter die „Großen“ der Kunstgeschichte einreihte: Michelangelo; Rembrandt; Vincent Van Gogh; Pablo Picasso; Chris Burden. Er robbte in Unterwäsche über Glassplitter („Through the Night Softly”), ließ sich über die Stufen der Messehallen der Art Basel stoßen („Kunst Kick“) und an einen VW Käfer nageln („Trans-fixed“). Seine letzte Körperaktion vollführte Burden im Jahr 1975 im Museum of Contemporary Art in Chicago. Er legte sich unter eine Glasplatte und wartete ab, was geschehen würde. Erst nach 45 Stunden erbarmte sich ein Mitarbeiter des Museums und gab Burden zu trinken. Damit war die Aktion beendet. Später widmete sich Burden skulpturalen Großprojekten wir dem Flying Steamroller oder der 20 Meter hohen Skulptur „What My Dad Gave Me“ vor dem Rockefeller Center in New York. „Grenzen sind ein relativer Begriff. Wie Schönheit, liegen sie oft im Auge des Betrachters,“ meinte Burden im Rahmen seiner aktuellen Ausstellung in der Gagosian Gallery in Paris. Eine Krebserkrankung setzte nun seinem Leben am 10. Mai eine absolute, finale Grenze.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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