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Franz Grabmayr 1927-2015

Wäre er in der Stadt aufgewachsen, hat Franz Grabmayr vor rund einem Jahrzehnt in einem Interview eingestanden, hätte er niemals solche Natureindrücke erlebt. Doch sind es eben jene Erlebnisse mit Licht und Natürlichkeit der Felsen, Berge, Fichten, Wege, die den Künstler ein Leben lang prägen werden. Aufgewachsen im Kärntner Mölltal, schien es vorerst aussichtslos, das Interesse für die visuellen Erscheinungen der Natur und das Talent dies auf dem Malgrund zu verewigen, zum Brotberuf machen zu können. Der junge Mann wurde Lehrer. Doch war da diese Gewissheit, dass es gehen könnte mit er Malerei: „Die schöpferischen Kräfte in mir, auch der geistige Weg war so stark, dass das Materielle für mich nicht mehr so wichtig war.“ Die Ehefrau Ingrid sagt rückblickend, dass er gar nicht anders konnte, „er musste es tun“ und gemeint war der Schritt in die Großstadt. Am Vormittag unterrichten, am Nachmittag an er Wiener Akademie malen. Später zog die Familie die Einsamkeit des Waldviertels vor. Hier war Grabmayr ganz buchstäblich in seinen Elementen. Felsen, Sandgruben, Gewässer, Wurzelstöcke und immer wieder das Feuer werden zu Motiven, entsprechend ändert sich auch die Farbpalette. Dem satten Grün der frühen Jahre folgt ein erweitertes, kräftiges Coleur. Auch bei der schieren Masse des Materials wird nicht gespart. Die Pigmente werden in 25 kg Säcken angeschafft, mit literweise Leinöl und Eiern zu einer „buttrigen“ Masse gerührt, der Farbauftrag ist entsprechend pastos. Grabmayr umkreist seine Motive solange bis er sie sin ihrer Gesamtheit erfasst hat und scheute dabei nicht die kuriosesten Spezialanfertigungen. Angebunden am Fels ist er der Gischt des Wassers beim Malen ganz nahe, am Anhänger eines Traktors umrundet er loderndes Feuer, Wurzelstöcke, Heuhaufen oder ergründet Sandgruben. Die Winter jedoch verbringt der Künstler in Wien und widmet sich gleichsam dem vierten, fehlenden Element. Im Atelier im Karl-Marx Hof entstehen Tanzstudien mit Tusche auf Papier, die stets als gleichwertig zu den Leinwänden angesehen wurden, ja, einander sogar bedingen. Es sind niemals eingefrorene Ballettposen, die hier zu Papier gebracht werden, Rhythmik und Dynamik der Bewegung finden mit einer ungemeinen Leichtigkeit ihren Niederschlag am Papier. Und was wäre Tanz anderes als der Wunsch, die Schwerkraft auszuschalten, um sich schwebend in der Luft zu bewegen. Womit das Kreisen um die vier Elemente Vollständigkeit erlangt. Das Glück die hohe Tanzkunst in ihrer Vollendung zu erleben, hätte der Künstler am Land womöglich nie erlebt. Nun scheint es durchaus konsequent wie das gesamte Oeuvre von Franz Grabmayr, dass er nun, kurz nach seinem 88. Geburtstag in Wien gestorben ist.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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