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Philipp Fürhofer - In Light of the Hidden: Bühnenpräsenz

Der Übergang von einem künstlerischen Medium in das andere ist ein Akt, der nicht immer glaubwürdig zu stemmen ist. Im Fall von Philipp Fürhofer geht es um den Sprung vom Bühnenbild zur Bildenden Kunst. Was auf der Bühne als angewandte Gestaltung naturgemäß Bestandteil der Inszenierung ist, mag diese dort auf Bühne verortete Selbstverständlichkeit im Ausstellungsraum einer Galerie einbüßen. Den verschachtelt konzipierten Objekten Philipp Fürhofers haftet jedenfalls eine gewisse Theatralik an, die nicht zuletzt den wechselnden Lichtsituationen zu verdanken ist, die sich über das An- und Ausschalten integrierter Lampen ergeben. Dieser theatralische Effekt findet sich kombiniert mit einem tiefen Griff in die Trash-Ästhetik hinsichtlich Materialität und Kombination der Elemente. Dabei zeigen sich versteckt auch Anleihen an intermediale Werke Robert Rauschenbergs, wo Silhouetten teils lebensgroße Figuren imaginieren, die innerhalb der mehrschichtigen Folien und Scheiben erkennbar werden. Dramatisch sind dann auch die Titel, in denen eine erhebliches Maß an Pathos spürbar wird. Schon das einleitende Zitat von Galileo Galilei, mit dem die Galerie textbasiert einen Einstieg ins Werkverständnis ermöglichen will, greift hoch. Jane Neal, Autorin des Textes verweist dann auch auf Wagner, verweist auf inspirierende Quellen und verschafft den blinkenden Installationen so den Nimbus von Hochkultur. Tatsächlich mag das Wagner'sche Konzept "Gesamtkunstwerk" einen Brückenschlag zwischen den Medien und Kontexten legitimieren. Die Verwandlung des Ausstellungsraums in eine Bühne kann schlaglichtartig auch ein spezifisches Verständnis dessen ermöglichen, was hier sozial, kulturell und vor allem ökonomisch "verhandelt" wird. Aber reicht die Arbeit dann wirklich noch so weit, um die Conditio humana mit zu erschließen? Bei all den integrierten Trash-Elementen, die künftigen Restauratoren noch Kopfzerbrechen bereiten dürften, sind Zweifel erlaubt, ob sie als Referenz auf die menschliche Abfallkultur, zu einer auch dort vorhanden geglaubten Poesie führen. Der längst museal bestätigte Kunstcharakter von antikünstlerischen Posen funktioniert für Teile des Publikums nach wie vor als Authentizität-stiftendes Merkmal, vor allem, wenn die eigene Lebenswirklichkeit von diesen Dingen nicht ferner sein kann. Es erscheint als eine seltsame Variante von Kitsch, wenn dann noch Wellen eines Gewässers auf einem Flachbildschirm reproduziert werden, vor dem eine weitere beschmutzt wirkende Folie den Blick auf das Wasser trübt. Der Blick von der Empore in der Galerie ermöglicht hingegen die Entdeckung einer veritablen Qualität der Installationen Philipp Fürhofers. Es sind die mannigfaltig variierenden Lichtreflektionen auf dem Boden des Ausstellungsraums, die einem abstrakten Schauspiel gleichen. Wenigstens für die lohnt sich ein Blick auf sein Werk, das bei Judin unter idealen Bedingungen aufgeführt wird.
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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Philipp Fürhofer - In Light of the Hidden
01.05 - 27.06.2015

Galerie Judin
10785 Berlin, Potsdamer Straße 83
Tel: +49 30 39 40 48 40, Fax: +49 30 39 40 48 420
Email: info@galeriejudin.com
http://www.galeriejudin.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 11-18 h


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