Susanne Rohringer,
Hans Schabus - Autopsie mit Hubwagen: Das schlaue Hänschen
Inmitten des Galerieraums hat Hans Schabus einen schlauchartigen Holzcontainer aufgestellt, dessen Innenraum als Bar mit spiegelnden Innenflächen gestaltet ist. Jeden Mittwoch zwischen 19 und 23 Uhr ist hier geöffnet und manchmal schenkt der Künstler selbst aus und bewirtet seine Gäste.
Die kühle Eleganz des mondänen Innenraums steht im krassen Gegensatz zur eher brachialen Gestaltung der Außenhaut. Ohne untergeschobenen Hubwagen würde der Holzcontainer gar nicht in der dafür vorgesehenen Höhe stehen. Natürlich heißt dieser kleine Stapler „Hanselift“. Auch werden an einem Eck Bücher als Stütze genommen um die Last der Bar darauf aufzubocken.
Schabus gestaltet eine Befragung des geschlossenen Kunstraumes im White Cube der Galerie. Wie sehr kann sich ein künstlerischer Raum in einem Galerieraum als eigener Corpus behaupten? Wie sehr kann man sich dabei gegenüber der Kunstwelt verschließen und seine eigenen Öffnungszeiten – jenseits der Galerie - wählen? Schabus macht sich mit diesem Objekt sogar sanitär unabhängig indem er seine eigenen Abflussröhren durch die Galerienräume schlängelt. Neben diesen Erfahrungen von Innen- und Außenhaut, den Fragen nach Repräsentation und der Verletzbarkeit und Vergänglichkeit von Kunst macht sich Schabus auch Gedanken über den Namen „Hans“.
Johann oder Hans wird heute kaum mehr als Name vergeben. In den 50er- und beginnenden 60er-Jahren erhielten noch viele Buben den Taufnamen Hans.
Viele kleine Teile wie Karten, Keksdosen, sogar ein kleines Kinderrad sind an diesen Container festgemacht. Alle tragen den Namen „Hans“. Auch ist am Eingang der Galerie das Schild eines „Cafe Hansy“ zu sehen. Ein Gasthaus mit diesem Namen gibt es am Wiener Praterstern.
Es scheint als versuche Hans Schabus ein Destillat dieses Namens zu finden. Er zitiert auch ein Musikstück, dessen Notenblätter auf dem Wagen picken, das dem SS-Standartenführer Hans Landa gewidmet ist. Hans Landa wurde von Christoph Waltz in dem Quentin Tarantino-Film „Inglourious Bastards“ verkörpert und personifizierte die Grausamkeit des NS-Systems. Weiters zeigte Tarantino wie man als Funktionsträger charakterlich beschaffen sein musste um in so einem System Karriere zu machen.
Alle diese Gedankensplitter und kleinen Artefakte über das Positive und Negative zum Namen Hans finden ihre Zusammenfassung in den Papierarbeiten am Ende der Galerie. In Frakturschrift zeichnet Schabus die Linien des Namenszugs mit Bleistift auf Papier nach. Er verwendet dafür unterschiedliche Schriftformen_und schafft mit diesen stillen Objekten ein verdichtetes Sein zum „Namen Hans“.
Schlussendlich ist Hans Schabus mit seinem Holzcontainer trotz aller ernsthaften Befragungen ein amüsantes Stück Kunst gelungen. Leicht erzählt er von ernsten Dingen, was nur wenigen KünstlerInnen gelingt. Man sollte diesen Corpus gesehen und begangen haben.
Mehr Texte von Susanne Rohringer
Hans Schabus - Autopsie mit Hubwagen
24.04 - 16.06.2015
kerstin engholm galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 585 73 37, Fax: +43 1 585 73 38
Email: office@kerstinengholm.com
http://www.kerstinengholm.com
Öffnungszeiten: geschlossen
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