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Kristin Oppenheim: Sallys Kreisen

U-Bahnausgänge sind nicht wirklich wirtliche Orte des Verweilens. Es ist immer zugig in diesen Zonen des Transits, man möchte einfach nur schnell weiter gehen. In der Karlsplatz-Passage beim Ausgang zur Secession kann es zu Zeit allerdings sein, dass man am Weg von hier nach dort in einen akustischen Strudel gerät und allzu gerne verweilen möchte. „Sally Go Round“, als Adaption eines Liedes von The Jaynettes aus dem Jahr 1963, umkreist es einem melodisch immer wieder und wieder, angenehme Klänge, aus deren Strudel man sich nur ungern befreit. Ausstellungen mit Soundinstallationen erweisen sich oftmals als schwierig. Es darf nicht zu akustischen Überlagerungen verschiedener Arbeiten kommen, in Räumen mit Gewölben und Winkeln lassen sich die Schallwellen oftmals nur schwer in die richtigen Bahnen lenken und so erscheint es als Glücksfall, dass man die die Ausstellung „Echo“ von Kristin Oppenheim, diese eine Arbeit gleichsam als Teaser in den U-Bahnpassagenbereich ausgelagert hat. In der Secession geht es dann im Graphischen Kabinett und in den Räumen des Untergeschoss weiter. „Where did You Sleep Last Night“ im ersten Stock wird zum akustischen Selbsterfahrungstrip. Der Raum ist mit schweren, schwarzen Theaterstoffen verhangen, die Licht und Lärm von außen abschotten. Hat man sich an die Dunkelheit gewöhnt, erblickt man dennoch nichts, ist alleine auf den sich kanonartig überlagernden A-capella-Gesang, der aus mehreren Lautsprechern erklingt, konzentriert. Irgendwann entstehen Bilder im Kopf, traumhafte Sequenzen. Auch hier sind die Melodie und der Text von einem alten Folksong aus dem späten 19. Jahrhundert inspiriert, zu Bekanntheit gelangte der Song durch die Interpretation von Kurt Corbain. Wert legt die Künstlerin darauf, den Text des Folkklassikers in eine politisch korrekte Version adaptiert zu haben. Aus dem „black girl“ wird „my girl“, auch wird nicht nach dem Verbleib der letzten Nacht gefragt, sondern, wo das Mädchen geschlafen hat, nun ja. Durch die stetige Wiederholung, die Reduktion der Sinneswahrnehmung auf das Auditive und letztendlich auch durch die eindringliche Stimme Oppenheims, hallen die Eindrücke nach dem Verlassen des Raumes noch länger nach. Die räumliche Trennung er Ausstellungsteile wird als durchaus willkommen wahrgenommen. In der Galerie im Unterschoss bewegt man sich entlang eines farbig variierten Defilees einer Abbildung der Künstlerin. Das Motiv der etwas psychedelisch wirkenden Unikatdrucke, prägt ebenso dessen die Covergestaltung der LP, die anstatt eines Kataloges zur Ausstellung erschienen ist. Schließlich gelangt man zur Filminstallation „Ultramarine“. Eingetaucht in das titelgebende Blau spielt die Künstlerin in einer nahezu somnambulen Kameraführung mit dem Unterbewusstsein der Besucher. Vier völlig unterschiedliche Raumsituationen, vier doch sehr unterschiedliche Arbeiten, dennoch gelingt es der Kuratorin des Hauses, Jeanette Pacher, dass man dem narrativen Faden folgen will und stets wieder von Klängen, mitunter auch Bildern angezogen, in Tagträumen versinkt.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Kristin Oppenheim
24.04 - 21.06.2015

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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