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Drinnen ists anders: Rückkoppelungseffekte

Unoriginell war die Kunsthalle Exnergasse ja nie, was Ausstellungstitel betraf. Nach "Doubleheart - Hear the Art" und "Lets twist again" heißts jetzt "Drinnen ists anders", und das trifft die Sache ziemlich auf den Punkt. Die Kuratorin und Künstlerin Sascha Reichstein bezieht sich dabei auf die äußerst durchlässige Grenze zwischen Innen und Außen - dem Privaten und dem Öffentlichen - und die mediale Vermittlung von normativen Idealvorstellungen. Dabei stehen unter anderem der (weibliche) Körper und dessen Eingeschriebensein in gesellschaftliche Projektionen im Vordergrund: So posieren in Ulrike Lienbachers luzider Fotoserie "Pin Up-Übungen" Menschen à la Pamela Anderson - allerdings in Casual Wear, wobei der Kopf vom Bildrand abgeschnitten wird. Einen ähnlich beklemmenden Charakter haben Anita Friceks Fotografien, in denen sie selbst gängige Role Models, die kleine Mädchen über Verkleidungstechniken - wie die Rolle der Prinzessin - antrainiert bekommen, nachstellt. Der andere Strang der schlüssig und spannend konzipierten Ausstellung untersucht die Wechselwirkungen zwischen privaten (Wohn-)Raum und dem öffentlichen Bild davon. Zunächst witzig, nach längerer Zeit bedrückend wirkt die Doppel-Diaprojektion von Sofie Thorsen: Axonometrien von Einfamilienhäusern werden Statements gegenübergestellt, die für potentielle BewohnerInnen Anreize darstellen sollen. Dabei wird diesen nicht nur sanft vorgeschrieben, wo sie wann zu essen haben, dass sie das Haupttor ständig zusperren müssen, sondern es wird auch unterstellt, dass sie täglich schmutzig und müde von der Arbeit heimkommen und Kontrollfreaks sind. Die Schnittstelle zwischen den Schwerpunkten Raum und Körper bildet die Installation "Posen" von Reichstein selbst: Ein Raum, der mit im Internet publizierten Nacktfotos von Frauen in deren eigenen Wohnungen tapeziert ist, dient als Projektionsfläche für Dias von Idealfrauen auf Werbeplakaten im öffentlichen Raum - eine durchdachte, präzise Arbeit, die auf den Rückkoppelungseffekt zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten hinweist. Die ja noch immer recht gut funktionieren. Drinnen ists anders? Darüber kann man streiten.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Drinnen ists anders
08.05 - 07.06.2003

KEX Kunsthalle Exnergasse
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
https://www.wuk.at/kunsthalle-exnergasse/
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr


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