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art Karlsruhe: Das Meisterklassenprinzip

Dieses Jahr, so erfuhr man bereits im Vorfeld der 12. Art KARLSRUHE, dieses Jahr wolle man die Ein- und Aufteilung der Galerien in den vier verschiedenen Hallen übersichtlicher gestalten. Ein Farbsystem am Faltplan soll Abhilfe schaffen, sich im Dargebotenen aus den letzten hundert Jahren zurecht zu finden. Zwecks einer besseren Orientierung lokal wie inhaltlich hat sich der Messekurator sogar eine neue Kategorie einfallen lassen. Zwischen Klassischer Modere und der Gegenwartskunst prangt nun in hoffnungsvollem Grün die „Moderne Klassik“ am Hallenplan. Doch derlei spitzfindige Begrifflichkeiten vermögen nicht über die Kluft hinwegzutäuschen, die sich da zwischen den kanonisch gewordenen Klassikern und so manchen Zeitgenossen auftut. Ein wildes überbordendes Durcheinander auf manchen Ständen tut sein Übriges. Eigentlich wie immer. Doch man will nicht unken. Neben einem nicht zu übersehenden Trend zur realistischen Malerei fällt dieses Jahr verstärkt die Tendenz der Galerien auf, ein Konzept ihrem Messeauftritt zugrunde zu legen. „Cranach und die Folgen“ lautet bei Valentien (Stuttgart) das Motto einer Wand und zeigt ein Arrangement von Arbeiten Karl Hubbuchs, von Otto Dix mit Werken der hinreißenden Feinmalerei von Jan Peter Tripp, Anfang der siebziger Jahre Schüler von Rudolf Hausner. Nebenan vereint die Zusammenstellung „Künstler um Schlemmer“ Arbeiten des Künstlers selbst mit Kollegen wie Willi Baumeister, Adolf Hölzel und andere. Reinhold Maas (Reutlingen) zeigt in einer gelungenen Präsentation Arbeiten aus mehreren Jahrzehnten des ehemaligen Düsseldorfer Akademieprofessors Alfonso Hüppi und Werke seiner einstigen Meisterschüler Vera Leutloff und Stefan Lausch. Nach einem ähnlichen Prinzip verfährt die Karlsruher Galerie Knecht und Burster mit Gemälden von Dieter Krieg, Vertreter der Neuen Figuration der sechziger Jahre und Professor der Stuttgarter Akademie. Dem gegenübergestellt wird ein repräsentatives Kleeblatt an Positionen einer jüngeren Generation an Ehemaligen seiner Meisterklasse. Wie stets präsentiert die Galerie Michael Werner die deutsche Meisterklasse in der neu eingeführten Kategorie Moderne Klassik. An zentraler Stelle sticht ein Zweiteiler auf Leinwand von Jörg Immendorff aus dem Jahr 1975 ins Auge. Dem dargestellten „Kim“ entsprechend zeigt das Gemälde die Freude des Machthabers an der Ernte der sozialistischen Planwirtschaft. Mit Natur geht es gleich weiter bei den mit Fingern gemalten Birken aus dem Jahre 1972 von Georg Baselitz, einer Landschaft neueren Datums von Per Kirkeby, Buchen im Frühlig von Otto Dix. Doch eigentlich wird hier einmal mehr das Feld aufbereitet für das Heimspiel von Markus Lüpertz. Ein entzückender Tod im Anzug (1976), Die Landschaft von 2010, deren Heuhaufen, nicht vom Pinselstrich, sondern von der freigelassenen Holzfaserplatte des Malgrundes lebendig wird und ein kraftvolles Stillleben von 1997 geben unter anderen einen Überblick über das Schaffen des Meisters. Motivisch ganz aus der Reihe fällt hier Oskar Kokoschkas „Stehendes Mädchen“, aber der war ja auch kein Deutscher. Mit der Galerie Hosp (Nassereith), Leonhard (Graz) und Maier (Innsbruck) sind lediglich 3von 210 Galerien dieses Jahr aus Österreich angereist. Woran es liegt ist schwer zu beurteilen, doch womöglich setzen viele dann doch auf die demnächst stattfindende heimische Art Austria im Wiener Leopold Museum. Doch setzt die Galerie Appel (Frankfurt) mit einer one-artist schau auf Franz Xaver Ölzant, Kornfeld (Berlin) auf Hubert Scheibl und Brenneke (Berlin) hat wie jedes Jahr Franziska Maderthaner im Portfolio. Billi Thanner, Protagonistin einer Generation des zeitgenössischen Aktionismus nutzte die Eröffnung, eingeladen von einem Mannheimer Versicherungsunternehmen, zu einer die Hallen übergreifenden Performance „Mit den Waffen der Kunst“. Das diesjährige Motto der Messe ist übrigens „Wo sich Kunst trifft“.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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art Karlsruhe
05 - 08.03.2015

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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