Iris Meder †,
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Unsere Zeiten haben, das muss mal gesagt werden, ja auch ihr Gutes. Zum Beispiel dass jetzt Wien nicht mehr die Sackgasse Europas am Ende der Westautobahn ist, sondern ein Teil Mitteleuropas. Dass man daher kurz nach Brünn fahren kann, um dort Mies van der Rohes Haus Tugendhat zu besichtigen oder im funktionalistischen Café Zeman einzukehren.
Dank seiner Tradition des Moderneverständnisses, der Demokratie und der industriellen Prosperität hat sich Tschechien seit 1989 in großen Schritten "westlichem" Niveau angenähert. In der kulturellen Szene tritt eine Generation auf den Plan, die international sozialisiert ist und auch den Produkten der sozialistischen Elterngeneration mit dem adäquaten Maß an Distanz gegenübersteht. Unter diesen Voraussetzungen erscheint in Prag die Zeitschrift "Blok". Auf höchstem grafischem Niveau, mit knappen Texten und anspruchsvollen Fotostrecken präsentiert sie sich als tschechisches "Wallpaper", ohne wie dieses seinen Lesern in ermüdender Penetranz zu suggerieren, dass sie allwöchentlich zwischen den Prada-Filialen dieser Welt herumjetten müssten, um trendy zu sein.
"Down to earth" und mit angemessenem Selbstbewusstsein ist das tschechisch-englischsprachige "Blok" nun in seiner neunten Ausgabe erschienen. Im Untertitel "Design architektura styl" wurde zweiteres durch "fashion" ersetzt, was vermutlich breitere Leserschichten anlocken dürfte. Das Motto lautet, nach Themen wie Wasser, Essen und Weiß, diesmal Licht. Präsentiert werden u. a. Interviews mit Ingo Maurer und dem Trickfilmer Jakub Pístecky; das tschechische Starmodel Tereza Srbová wird von einem Prager Durchschnitts-Fotostudio abgelichtet. Ein glamouröses Feature gilt dem Brünner Hotel International, dessen Fifties-Cocktailsessel und Spinnenlampen auch dem britischen Vorbild schon eine Notiz wert waren. Westliches Profitdenken prägt leider auch die Preisgestaltung: Der internationale Verkaufspreis ist mit 9 Euro umgerechnet fast dreimal so hoch wie der tschechische.
blok
www.blok-online.cz
in wien erhältlich bei: morawa, kunsthallenshop, prachner
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