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Silke Wagner - facts & figures: Goldig?

Silke Wagner gehört zu den Künstlerinnen, die schon in den 1990er Jahren Kunst und Aktivismus miteinander in den Dialog brachten. In ihrer Ausstellung „facts & figurers“ in der Frankfurter Galerie Wilma Tolksdorf zeigt sie jetzt, wie sich ihr gesellschaftskritischer Ansatz auch in dem Format „Galerieausstellung“ behaupten lässt. Dafür hat Silke Wagner eine künstlerische Strategie gewählt, die sich vielleicht am besten mit dem Sprichwort „Wolf im Schafspelz“ beschreiben lässt. Soll heißen: In den Deckmantel der abstrakten Form ästhetisch gestalteter Oberflächen hat die Künstlerin kritische Informationen zum Status Quo der neoliberalen Globalisierung eingewoben. Ein gutes Beispiel hierfür ist ihre Arbeitsgruppe der „figures“, in der Silke Wagner sich z. B. mit der Goldproduktion beschäftigt, also mit dem Edelmetall, das einerseits seit dem Wegfall der „Goldpreisbindung“ schon fast symbolisch für die Ursache des Neoliberalismus steht, dessen Abbau andererseits mit seinen skandalösen Arbeitsbedingungen zu den umweltschädlichsten in der Welt überhaupt zählt. Da ist etwa das Bild „Figure II“, 2015, das einen vertikalen schwarzen Strich und einen kleinen schwarzen Punkt in einer vergoldeten Fläche zeigt. Die ausgelaserte Fläche des überaus dünnen Striches steht für die verschwindend geringe Menge von aus recyclten Industrieabfall gewonnenen Gold, die noch kleinere Fläche des Punktes für die Menge an nachhaltig gefördertem Gold. Die „Figure IV“, 2015, deren abstrakte Form an Bilder des russischen Konstruktivmus erinnert, symbolisiert dann mit seiner schwarzen ausgelaserten Fläche den großen durch die Goldförderung verursachten Anteil der weltweiten Quecksilberverseuchung. Eindrucksvoll auch die „Figure IX“, 2015, ein Wandbild aus einem hellblauen Kreis und unzähligen hellblauen Dreiecken auf hellem Grund. Einerseits ist das Bild von scheinbar harmloser Schönheit, andererseits protokolliert es die Einkommensverhältnisse in der Bankmetropole Frankfurt am Main: der beinahe zu übersehende Punkt benennt nämlich den Prozentsatz der Dollarmillionäre in der Stadtbevölkerung, die Dreiecke dagegen den der armutsgefährdeten EinwohnerInnen Frankfurts. Eine wichtige Ausstellung.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Silke Wagner - facts & figures
07.02 - 21.03.2015

Galerie Wilma Tolksdorf
60314 Frankfurt, Hanauer Landstrasse 136
Tel: +49 69 430 59 427, Fax: +49 69 430 59 428
Email: office@wilmatolksdorf.de
http://www.wilmatolksdorf.de
Öffnungszeiten: Di - Fr 11:00 - 18:00, Sa 11:00 - 14:00


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