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Channa Horwitz - Counting in Eight, Moving by Color: Manisch präzis

Die 1932 geborene und vor zwei Jahren gestorbene Channa Horwitz ist erst in den letzten Jahren wirklich entdeckt worden. Als konzeptionelle Künstlerin, die in ihrer Arbeit manische Besessenheit mit fast schon mathematischer Präzision verbindet, scheint sie eine interessante Alternative darzustellen zu einer neokonzeptionellen Kunst, die sich mehr und mehr zu einer bloßen Kunst über Kunst entwickelt hat und sich dabei selbstverliebt an ihrer eigenen spielerischen Intelligenz erfreut – in der aktuellen großen Einzelausstellung von Pierre Bismuth in der Kunsthalle Wien z. B. ist diese prekäre aber pekunär einträgliche Entwicklung deutlich abzulesen. In den Berliner KunstWerken kann jetzt angesichts der ersten umfassenden institutionellen Einzelausstellung von Channa Horwitz die Qualität ihrer auf dem ersten Blick überaus konzentriert-minimalistischen Kunst überprüft werden. Die abstrakten Notationen von Channa Horwitz basieren auf simplen visuellen Voraussetzungen, etwa auf der Kombination der geometrischen Formen Kreis, Quadrat und Rechteck, die, z. B. in der „LANGUAGE SERIES“ (1964 – 2011), zu wohlkalkulierten Piktogrammen zusammengesetzt werden und dabei, einer Sprache ähnlich, nach von der Künstlerin vorformulierten Regeln eine eigene Grammatik entwickeln. Immerhin 47 Jahre hat Horwitz an dieser minimalistisch-konzeptionellen Werkgruppe gearbeitet. Konsequenz oder, im doppelten Sinne des Wortes, Langeweile? – diese Frage stellt sich einem bei diesem Oeuvre immer wieder. So etwa auch bei ihrer Reihe „SONAKINATOPOKRAPHY“ (1968 – 2012), mit der sich die kalifornische Künstlerin immerhin 44 Jahren beschäftigt hatte. Diese „Klang-Bewegungs-Notationen“, die versuchen Takt, Raum und Zeit auf dem Prinzip rigider festgelegter, aber virtuos variierter mathematischer Matrixen zu visualisieren, dienen auch als Vorlagen für Tanz-, Sound- und Poesie-Performances. Meist sehen diese Notationen aus wie hübsch bunte wissenschaftliche Diagramme. Von einem „großem ästhetischen Reiz“ spricht dann auch prompt das Art-Lifestyle-Magazin „Monopol“ wohlwollend – und bringt so unfreiwillig das Problem dieser Kunst auf den Punkt: Letztlich ist sie eben nicht vielmehr als ein ambitionierter, aber wenig notwendiger, formal-hübscher Ästhetizismus. Eben deswegen passt sie derzeit so gut in den zunehmend kommodifizierten und sich entpolitisieren wollenden Kunstbetrieb.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Channa Horwitz - Counting in Eight, Moving by Color
15.03 - 25.05.2015

KW Institute for Contemporary Art
10117 Berlin, Auguststraße 69
Tel: 0049 (0) 30. 24 34 59 0, Fax: 0049 (0) 30. 24 34 59 99
Email: info@kw-berlin.de
http://www.kw-berlin.de
Öffnungszeiten: Mi-Mo 11-19, Do 11-21 h


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