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Marcus Geiger, Peter Kogler - Hallo Bawag: Das uneingelöste Versprechen

In der Ausstellung "Hallo Bawag" treffen zwei Künstlerfreunde aufeinander, die seit ihrem Studium in der Bühnenbildklasse bei Lois Egg wiederholt gemeinsam ausgestellt haben. Zwar ist Marcus Geiger im Kunstbetrieb kein Unbekannter, doch seine künstlerischen Interventionen werden stets unter dem Stigma der Entwertung gehandelt, um Erwartungshaltungen gegenüber der Kunst bloßzulegen. Heute schreiben seine radikalen Eingriffe, wie das Überstülpen der Secession mit einer schwarzen Pudelmütze oder deren Bemalung in "Rouge Ordinaire" Geschichte. Für die Pilotsendung von Clarissa Stadlers Karlsplatz Talk zum Thema Verweigerung hätte Marcus Geiger einen potenten Kanditaten abgegeben. Zu den Charakteristiken seiner Künstlerexistenz zählt, dass er nach seinen Anfängen in den achtzigerer Jahren im Umfeld der Galerie Pakesch immer wieder auf der Bildfläche erscheint, um erneut unterzutauchen. Mit Statements wie "alles ist falsch" begegnet er sarkastisch der Selbstbezüglichkeit einer reflexiven Konzeptkunst. Geigers Anspielungen auf Werke von Beuys, Trockl oder Kippenberger beziehen in der Genesis ihrer fiktionalisierten Werkologie auch die eigene Person mit ein. Wie sehr hier Subversion zwar funktionieren kann und trotzdem Gefahr läuft, instrumentalisiert zu werden, äußert sich in den mittlerweile zu Geigers Trademark gewordenen Materialien Frottee und Filz, aber auch in Koglers Zeichensprache der Ameisen, Röhren- und wabbernden Gehirnwindungen. Peter Koglers Verkabelungen von organischen Strukturen und seine computergenerierten Zeichenwelten überwuchern Körper und Räume. Das Fehlende zu zeigen, indem man nichts zeigt, vermag zwar als rhetorische Raffinesse zu funktionieren, im Ausstellungskontext mangelt es dennoch nicht an einer Flut von Objekten aus allen Schaffensperioden. In die bereits vorhandene schräge Bodenfläche der Bawag Foundation baut Geiger einen Rampe mit Spanplatten als Metapher für eine Welt, die aus den Fugen gerät. Wohingegen im absurden Persiflieren der Schaufensterdekoration der umliegenden Boutiquen scharfsinning auf das verführerische Spiel der Produktästhetizierung reagiert wird.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Marcus Geiger, Peter Kogler - Hallo Bawag
01.05 - 29.06.2003

BAWAG Foundation
1040 Wien, Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15
Tel: +43 1 504 98 80 38, Fax: +43 1 504 98 80 39
Email: foundation@bawagpsk.com
http://www.bawag-foundation.at
Öffnungszeiten: Di bis So, feiertags 11 bis 18, Do bis 20 Uhr


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