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Nairy Baghramian - Off The Rack: Lächerlich

Nairy Baghramian ist bekannt für ihre minimalistischen Settings, die mit kritischen, zuweilen gar politischen Gehalt aufgeladen scheinen. In Erinnerung ist vielleicht ihre Arbeit „Entracte“ für die Skulptur.Projekte 2007 in Münster geblieben: Mit Stoff bezogene Metallrahmen teilten damals einen Platz der Stadt, um Fragen nach dem Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit zu stellen. Im Neuen Berliner Kunstverein geht es jetzt ähnlich minimalistisch zu, diesmal aber mit eher humoristischer Note. Hier sind nämlich die zwei abstrakten, halbrund gebogenen Stahlbögen „Beliebte Stellen“, 2011, und der ebenfalls metallene Handlauf „Von der Stange (Handlauf)“, 2014, zu sehen. Von beiden Arbeiten stehen im Schaufenster des nbk noch verkleinerte Versionen in einer Editions-Version. Das ist schon der erste Witz der Ausstellung: Die Behauptung, Editionen wäre eine Bonsai-Version von „richtigen“ Arbeiten. Auch die „Beliebten Stellen“ haben ihre komödiantische Seite, sind sie doch so etwas wie eine Parodie auf die Art von abstrakter Stahlskulptur, wie wir sie seit der Avantgarde des letzten Jahrhunderts kennen. Déjà-vu Erlebnisse evoziert auch „Von der Stange (Handlauf)“, erinnert doch diese Wandarbeit, die entlang der gesamten vier Wände des großen, ansonsten leeren Ausstellungsraumes des nbk angebracht ist, sofort an all zu oft gesehene Objektpoesie. Dieses wohl unfreiwillig satirische Spiel von Nairy Baghramian wird dann im „Beipackzettel“ zur Ausstellung gekonnt auf die humoristische Spitze getrieben, denn Manuela Ammer gelingt es hier auf 1½ Seiten beinahe alle L'Art pour l'art-Diskurshülsen der letzten Jahre zu versammeln. Angesichts der besagten zwei arg konventionellen Werke spricht Ammer nämlich von „der Last der Geschichte“ genauso wie von „Aufmerksamskeit- und Verwertungsökonomien“, die „historisch veränderlichen Konventionen des Ausstellens“ werden ebenso ins schwere kunsttheoretische Wasser geworfen wie etwa ein „potentiell nervöser Unterton“ der Arbeiten. Und natürlich nimmt der schlichte Handlauf „Bezug auf die Struktur des Raumes“, betone zudem „das körperliche Involviert-Sein der BetrachterInnen, deren Blick – um eine große Leere herum – die Wand entlang gelenkt wird“. Wie z. B.. dieses „körperliche Involviert-Sein“ stattfinden soll, bleibt schleierhaft, denn die Hände „dürfen nicht zum Einsatz kommen“ … Mit ernsthafter Kunst bzw. ihrer Vermittlung hat all dies kaum noch was zu tun.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Nairy Baghramian - Off The Rack
13.12.2014 - 25.01.2015

n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein
10115 Berlin, Chausseestr. 128/129
Tel: +49 (0)30 280 70 20, Fax: +49 (0)30 280 70 19
Email: nbk@nbk.org
http://www.nbk.org
Öffnungszeiten: Di - Fr 12 - 18 Sa + So 14 - 18 h


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