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Paul DeFlorian - You Are Me And You Are Me Too: Vom Weglassen des Wesentlichen

Paul DeFlorian malt virtuos, ganz leicht und elegant mit lasierender Farbe monochrom auf kleine Leinwände. Es sind klassische, realistische Portraits, die den Charakter der gezeigten Person wunderbar erahnen lassen Nur fehlt den Gesichtern – wie zufällig nicht fertig geworden – etwas ganz Wesentliches: die Augen. Auf diese Art werden die vermeintlich eindeutigen, weil realistisch gemalten, Bilder zu Spiegeln dessen, was wir als BetrachterInnen zu sehen meinen. Man hat den Eindruck, dass manche der Figuren einen geradezu eindringlich anstarren, wie etwa in dem ausnahmsweise farbigen „And Tell You About The Tree Angel Enchanted Forest Boy Who Flew Across The Ocean Because He Loved You“. Andere aber scheinen visionär in die Ferne zu blicken, beispielsweise in „Apocalypse Mon Amour“, dennoch sind nicht einmal ansatzweise Augen zu sehen. Hier zeigt sich sehr schön, wie sehr all unsere Wahrnehmung von dem gesteuert ist, was wir zu sehen erwarten und wie wenig von dem, was tatsächlich abgebildet ist. Genau genommen sind es – zumindest bei den quadratischen, monochromen, kleineren Bildern – ein paar schwarz-graue Farbflecken und wenige Striche, die uns hier völlig selbstverständlich als Menschen und mehr noch als bestimmte Menschen mit Alter und Geschlecht, ja sogar mit bestimmten Eigenschaften, erscheinen. Dass klassische Malerei auch heute noch spannend und zeitgenössisch an den gegenwärtigen Fragen unserer Gesellschaft arbeiten kann, stellt diese Ausstellung eindrucksvoll unter Beweis und lässt hoffen, dass es nicht die letzte ihrer Art gewesen ist. Sehr gekonnt macht der 1980 geborene Künstler genau das, wozu Kunst schon immer besonders gut geeignet war: er hinterfragt Konventionen und unsere Wahrnehmung der Welt. Dass dies auf einem sehr hohen ästhetischen Niveau geschieht, macht die Schau trotz ihres eher bescheidenen Umfangs zu einer absoluten Empfehlung.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Paul DeFlorian - You Are Me And You Are Me Too
19.12.2014 - 15.01.2015

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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