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Anti-Provinz

Bald kommt Weihnachten, Zeit für eine Jubelkolumne. Diesmal geht es um die Kunsthalle Krems. Auf die von Wien aus lange heruntergeschaut wurde. So weigerte sich etwa einmal – lange ist es her, es waren noch andere Leute am Werk – der damalige Direktor der Kunsthalle Wien, gemeinsam mit seinem Kremser Kollegen ein Interview zu geben. Offenbar, um ja nicht in die Nähe der Provinz zu rücken. Ein Haus am Land hat es nicht leicht: Etwas ab vom Schuss, ohne eigene Sammlung, in einer Kleinstadt gelegen, die schon zahlenmäßig über kein großes Kunstpublikum verfügt. Ein Budget, das vergleichsweise niedrig ist. Und doch: Seit Jahren setzt Krems Maßstäbe. Dort zeigte man Franz Graf, noch bevor er seine tolle Show im 21er-Haus lieferte. Bedeutende Größen der Kunstgeschichte – Francis Picabia, Paula Modersohn-Becker – erhalten in der ehemaligen Tabakfabrik ihren großen Österreich-Erstauftritt. Ebenso macht man es sich zur Aufgabe, die Arbeiten vergessener und unterschätzter Künstlerinnen und Künstler – Martha Jungwirth, Dominik Steiger – neu aufzubereiten. Nicht einmal internationale Stars wie Yoko Ono scheuen die Provinz. Sogar die Besucherzahlen können sich sehen lassen: 50.000 Menschen im Durchschnitt – nicht übel für eine Institution außerhalb Wiens. Und in Wien? Das Mumok zeigt eine aufgeblasene Cosima-von-Bonin-Schau, die ungefähr um drei Stockwerke zu groß ist, die Kunsthalle hat anscheinend ebenfalls Größenprobleme: Eine nicht sehr substanzielle Installation von Gareth Long nimmt den ganzen unteren Stock im Museumsquartier ein, während der Filmemacher Tony Conrad den Container am Karlsplatz bespielt – es wäre besser gewesen, man hätte ihm gleich eine Retrospektive ausgerichtet, anstatt eine verhungerte Mini-Ausstellung zu machen. Dass innerhalb kurzer Zeit zwei Private – Generali Foundation und Bawag Contemporary – von der Bildfläche verschwanden, macht sich darüber hinaus ungut bemerkbar. Die Wiener machen es ihm leicht, pflegt der Kunsthallen-Leiter Hans-Peter Wipplinger zu sagen. Ganz unrecht hat er nicht damit.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

5 Postings in diesem Forum
na da...
Alex | 09.12.2014 06:54 | antworten
…wird aber schon einmal ein Nachfolger für offene Stellen in Stellung gebracht, oder? Frech! Und ziemlich platt.
?
Nina Schedlmayer | 10.12.2014 09:50 | antworten
Wieso sollte das in meinem Interesse liegen? Bin mit Herrn Wipplinger weder verwandt noch befreundet. Oder welche Motive vermuten Sie sonst?
Teletubbies
Helflinger | 25.07.2017 02:06 | antworten
- und nur Teletubbies. Der Bericht ist ja noch öder als diese Ausstellung. Die Strafe für diese schreiberische Tat kann nur ein ganzer Tag Aufenthalt in dieser Ausstellung sein!
Teletubbies
Helflinger | 25.07.2017 02:08 | antworten
- und nur Teletubbies. Der Bericht ist ja noch öder als diese Ausstellung. Die Strafe für diese schreiberische Tat kann nur ein ganzer Tag Aufenthalt in dieser Ausstellung sein!
butter aufs brot
Raimar Stange | 04.08.2017 03:09 | antworten
dann bitte klartext: gegen welche "unliebsame" berichterstattung wurden anwälte angeschaltet?

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