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Manfred Pernice - dosen, cassetten, Zeugs: Inszenierte Unschärfe

Gibt es jenseits eines kommerziellen Erfolges ein besseres Feedback auf die Gelungenheit einer Galerienausstellung als die Tatsache, dass die Leute am Tag nach der Eröffnung gleich wieder kommen? Man wäre heute schon der fünfte oder sechste Besucher, der nach der gestrigen Eröffnung kommt, um die Ausstellung in Ruhe zu betrachten, meint die Galeriemitarbeiterin schmunzelnd. Offensichtlich wähnt man sich nicht alleine mit dem Wunsch eher alleine zu sein, in Manfred Pernices wunderbarer Ausstellung „dosen, cassetten, Zeugs“. Unbeobachtet möchte man womöglich bei der eine oder anderen Dose den Deckel lüften und sie auf ihren Inhalt überprüfen, in dem Joyce Carol Oates-Bändchen blättern, deren Beschreibungen bisweilen durchaus mit den lapidar wirkenden Arrangements vergleichbar sind. Versunken betrachtet man jene Cassetten, verkettet das darin enthaltene lose Krimskrams oder diverse Drucksorten zu narrativen Reihen. Seine Arbeiten, so erklärte der 1963 in Hildesheim geborene Künstler vor einiger Zeit, hätten etwas von Borderline. Sie würden nicht an einer bestimmten Grenze enden, es würde ihnen an der exakten Kontur fehlen. Für die Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan gibt er über diese gewisse Unschärfe zu Protokoll, „diese Organisation und Beziehungsverhältnisse zwischen den ausgestellten Objekten sind optionale Systeme, die als offene Erzählung dem Betrachter eine (kurzzeitige) Aktivierung vorschlagen.“ Nach überwiegend „dosen“ im ersten Galerieraum, „cassetten“ im zweiten, würde man das mit der „Aktivierung“ im dritten gerne wörtlich nehmen und das Fahrrad oder anderes „Zeugs“, allesamt unter dem Titel Bismarck zusammengefasst, einer eingehenden Nutzung unterziehen. Das mag spielerisch bis beliebig klingen, ist es jedoch mitnichten. Manfred Pernice ist ein Künstler der sich mit einer nachgerade strengen Ernsthaftigkeit mit zentralen Fragen der Bildhauerei auseinandersetzt. Es geht um Präsentation und Inszenierung, auch um Formen des Handelns von Seiten des Rezipienten, der dann doch gerne unter die Deckel der Dosen lugt. Und schließlich geht es um Positionierung im Raum und dessen – durch farbig an die Wand gemalte geometrische Formen – deutliche Begrenzungen. Trotz der vielfältigsten Assoziationen und Möglichkeiten der Variation der einzelnen Gruppierungen, erfährt die gesamte Präsentation doch ihren rahmenden Zusammenhalt durch diese nahezu beiläufig wirkenden Markierungen. Gut, dass man wieder gekommmen ist...
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Manfred Pernice - dosen, cassetten, Zeugs
19.11.2014 - 22.01.2015

Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
1010 Wien, Grünangerg. 1/2
Tel: +43 1 5121266, Fax: +43 1 5134307
Email: galerie@schwarzwaelder.at
http://www.schwarzwaelder.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa: 11-16h


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