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Inci Eviner - Stages for everyday Politics: Zu Besuch bei den Mucklas

Inci Eviner ist hierzulande längst keine Unbekannte. Sie war bereits mehrfach in Ausstellungen vertreten, Werke von ihr befinden sich in der Sammlung der OMV oder der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection. Ihr Metier ist vornehmlich die Zeichnung und mit ihrem ganz speziellen Stil schaffte die in Istanbul lebende Künstlerin souverän den immer aufs Neue herbeigesehnten Brückenschlag zwischen Orient und Okzident. Eviner bediente sich der überlieferten Bildsprache islamischer wie westlicher Kultur, die sie gemeinsam mit gezeichneten Erinnerungen – wie sie schreibt – in einen Topf wirft und schüttelt, bis diese alles verloren haben, wofür sie zuvor standen. Auf Papier, Ausdrucken oder Klebefolien wurden diese zeichenhaften Motive immer wieder zu neuen Wänden, bisweilen ganzen Räumen arrangiert, die trotz ihrer Größe nie ins Dekorative kippten. Diesen Arbeiten, meist auf der Grundlage von Tuschezeichnungen ist eine angenehme Leichtigkeit und Ironie eigen, ohne oberflächlich zu sein. Nun widmet die Galerie Mario Mauroner Eviner eine erste Einzelpräsentation und man darf sich in den Ausstellungsräumlichkeiten etwas wundern über eine Kurskorrektur, die nicht so recht zum bisherigen OEuvre passen möchte. Auch der Pressetext gibt sich bedeutungsschwer. Noch bevor das Infoblatt einen Namen nennt, erfahren wir, dass es sich hierbei um eine „feministische türkische Künstlerin“ handelt und freilich darf in derlei Schriftstücken auch der Name Giorgo Agamben nicht fehlen. „Bühnen des politischen Alltags“ ist der Titel der Schau und eine Reihe von neuen Zeichnungen und Collagen auf Pauspapier lassen tatsächlich auf die Inszenierung von Figuren in Raumkonstrukten schließen, doch alleine sind übereinander gelegte Transparentblätter längst kein Garant für ein vielschichtiges Werk, irgendwie wirken sie in der Addition der zitierten Bedeutungsebenen etwas bemüht kritisch. Im Untergeschoss zeigt Eviner mit „Nursing Modern Fall“ (2012) und dem jüngst entstandenen „National Fitness“ zwei Videoloops in denen sie Zeichnung und gefilmte Sequenzen verbindet. Ein kleinteiliges Gewusel von Figuren in surrealen Architekturen und irgendwie fühlt man sich zu Besuch bei den Mucklas, jenen geschäftigen Wesen, die bei „Pettersson und Findus“ hinter den Wänden und unter den Böden ein durchaus konstruktives Dasein führen. Die Architekturen der Schauplätze, so lernen wir, sind von historischen Entwürfen und Räumen inspiriert, Andrea Palladio etwa oder dem Plan von Auschwitz, in ihnen bewegen sich die Miniaturfigürchen in angemessener Konformität. Oder wie es der Begleittext so denkwürdig zusammenfasst: „Die uniforme Masse als Perpetuum Mobile eines Regimes!“
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Inci Eviner - Stages for everyday Politics
18.11.2014 - 14.02.2015

Mario Mauroner Contemporary Art Vienna
1010 Wien, Weihburgggasse 26
Tel: +43 1 904 2004
Email: office@galerie-mam.com
http://www.galerie-mam.com
Öffnungszeiten: Fr-Sa 11-15 h


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