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Officielle Art Fair: Jenseits von surreal: Das Begleitkonzert der Fiac

Man möchte nicht Satellit sein in Paris. Mit Gründung der Officielle am anderen Ende der Stadt hat die Fiac die Deutungshoheit über die örtliche Messeperipherie zurückerobert. Die Cutlog hat aufgegeben, die YIA im Marais bleibt weiterhin eine Spielwiese für studentische Vernissagetrinker und die Art Elisée hat mit dem Abgang einiger Art Brut-Galerien zum Neuling die letzte Hoffnung auf Teilnahme am ernsthaften Messegeschäft fahren lassen müssen. Selbst die Slick, vor einigen Jahren direkt neben dem Grand Palais als ambitionierte Alternative für junge Branchenvertreter gestartet, ist zu 90 Prozent eine rein französische Veranstaltung - mit 21 Kojen. Leider bedeutet das nicht, dass Officielle die Speerspitze der Avantgarde abbilden würde. Der offizielle Fiac-Ableger ist vielmehr eine halbgare Mischung aus Warteschleife, Abstellgleis und Talentschmiede. Ewige Wartelisten- oder Cour Carrée-Kandidaten, die aus Gründen der Qualität, der Marktposition, des Proporzes oder der Poltik kaum eine Chance auf Teilnahme an der Hauptmesse haben, finden sich in den Docks am Südufer der Seine ebenso wie ganz junge Galerien, die sich tatsächlich Hoffnung auf ein Upgrade machen dürfen. Zu Letzteren gehört Rod Barton, der seine Londoner Galerie gerade im zweiten Jahr hauptberuflich führt. Obwohl seine Einzelpräsentation von Kenneth Alme ausverkauft hat, kann er gerade die Kosten decken, weil die Standmiete nur unwesentlich billiger ist als im sündhaft teuren Grand Palais. Er gehört zu einer Galeristengeneration, die sich darüber im klaren ist, dass die alten Rezepte nicht mehr funktionieren. "Die Kunstmesse als Teil des Geschäftsmodells taugt nichts", findet er. Er sieht seine Teilnahme als Marketingmaßnahme für seinen Künstler. "Das ist besser als eine Anzeige in einer Zeitschrift." Das mag zwar stimmern. Sollte eine Veranstaltung zum kommerziellen Totalausfall geraten, wäre das allerdings eine ziemlich teure Werbung. Dieses Mal ist alles gutgegangen für die meisten Beteiligten: Das Erscheinungsbild ist stimmig und Kontakte wie Umsätze scheinen weitgehend zufriedenstellend. Zukunftsfähig macht das schwammige Konzept die Fiac jedoch nicht, weil das Nachwuchsproblem nicht wirklich angegangen wird. Aber vielleicht kommt da ja noch was. Das absolute Highlight des Begleitprogramms ist Paul Mc Carthy. Nachdem seine monumentale Aufblas-Skulptur auf der Place Vendome vandalisiert wurde und er selbst von einem reaktionären Spinner Schläge kassiert hatte, ließ er das Gerät abbauen. Noch vergnüglicher als das grüne Ding ist jedoch die Schokoladenmanufaktur, die er in der staatlichen Prägeanstalt installiert hat. Zur Eröffnung ließ sich die Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo dort vor laufenden Kameras die Herstellung von Analstöpseln aus Schokolade erklären. Eine bekannte und immer sehr britische Journalistin meinte: "This is beyond surreal."
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Officielle Art Fair
22 - 26.10.2014

Les Docks
75013 Paris, 34 Quai d’Austerlitz
http://www.officielleartfair.com
Öffnungszeiten: 13-20 h


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