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Jan Kotera - Aufbruch in die tschechische Moderne 1871-1923: Sieg der Moderne in Königgrätz

Es war einmal Mitteleuropa. Da kamen enthusiastische Architekturstudenten aus aller Herren Ländern, vor allem aber aus den Kronländern der Monarchie, nach Wien, um beim großen Otto Wagner zu studieren. Manche von ihnen wurden dann selber Große: Josef Hoffmann, Josef Maria Olbrich, Richard Neutra, Rudolf M. Schindler. Manche wurden so groß, dass eine neue Generation enthusiastischer Architekturstudenten zu ihnen pilgerte. So wie Jan Kotera aus Brünn. Der Studienausweis der Wiener Akademie führt ihn noch als "Hans Kotera". Als Pionier des zunächst misstrauisch beäugten Wiener Jugendstils zog Kotera bald in Prag ein. Unter dem Einfluss Frank Lloyd Wrights entwickelte er eine frührationale Architektursprache, die ihn, Professor schon mit 28 Jahren, zum Gründervater der tschechischen Moderne werden ließ. In Wien entstand die großzügige Villa Lemberger in der Grinzinger Allee, in Zlín das von britischer Offenheit geprägte Haus des Schuhmagnaten Tomás Bata. In Prostejov baute Kotera ein üppig dekoriertes Stadthaus, Zeugnis des neuen Selbstbewusstseins der Tschechen in der Doppelmonarchie, aber auch, in seiner Betonung des Prinzips der Dualität, der starken lokalen Frauenbewegung, die bedeutende Geldsummen spendete. Ein Backsteinschiff ging im ostböhmischen Königgrätz vor Anker: Koteras vielgerühmtes Stadtmuseum. Die nahe Elbbrücke flankieren die, so Kurator Vladimír Slapeta, "schönsten Pissoirs der Welt". Wer die beiden eleganten Pavillons sieht, wird zustimmen. Als Kotera 1923 starb, standen seine Schüler gerade in den Startlöchern, um dem jungen tschechoslowakischen Staat sein zukunftsorientiertes Image in Form eines weltoffenen Funktionalismus zu verpassen, gegen den die Gemeindebauten der Wiener Wagnerschüler wie muffige Bunker wirken. Kaum 15 Jahre später begann ein langer Dornröschenschlaf des mitteleuropäischen Kulturraums, den der eiserne Vorhang von beiden Seiten begrenzte. Für den Blick auf Gemeinsames und Unterschiedliches bietet sich nun die beste Gelegenheit.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Jan Kotera - Aufbruch in die tschechische Moderne 1871-1923
24.04 - 07.07.2003

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


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