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15 und auf Wienwoche

Ja, Versailles. So schön, so groß, so Jeff Koons. Kam ja nicht überall besonders gut an, als jener Mann, dessen Name zum Synonym für einen irren Kunstmarkt wurde, das Schloss von Ludwig XIV. ausstattete – aber Zahlen schlagen eben jedes Argument, egal ob es sich um Besucher oder Preise handelt. Seit einem Monat hat auch Wien seine Koons-Schloss-Kombi, wenn auch etwas kleiner dimensioniert: In der Sala Terrena des Oberen Belvedere begrüßt einer der vielen „Hulks“ das Publikum, mit kraftmeierisch angewinkelten Armen, weitere Spielzeuggefährten auf den Schultern balancierend. Schon am Anfang des dazugehörigen Textes ist die Rede von den „gigantischen Preisen am Kunstmarkt“, die Jeff Koons einfährt – erst weiter unten geht es um Inhaltliches, nämlich die angebliche „Transzendenz“ des „Titans“, dem „Stahlkraft“ und „Strahlkraft“ zugeschrieben werden. Von der Strahlkraft ist allerdings nicht viel zu merken, steht der Muskelprotz doch etwas verloren zwischen den vier riesigen barocken Atlanten, denen man die Mühe ihres Arbeitseinsatzes ansieht – die wahren Titanen hier sind sie. Dahinter, in einer Achse mit dem Hulk, verkörpert der „Letzte Mensch“ von Anton Hanak – der halt auch zufälligerweise die Arme von sich streckt – die reinste Verzweiflung. Die Kunstwerke laden einander nicht auf, im Gegenteil: sie entwerten sich gegenseitig. Der Koons wirkt zwischen den existenziell bedrückten Skulpturen geradezu lächerlich; diese wiederum erscheinen vor dem Comic-Ungetüm vor allem pathosgeladen. Doch immerhin sorgt es für gute Laune – zumindest bei jenen Teenagern, die sich um das grüne Ding scharen, einander daneben abfotografieren und es kichernd anstupsen, offenbar nicht um die „gigantischen Preise“ wissend. Noch immer begreife ich nicht ganz, warum jedes Museum auch in Gegenwartskunst machen muss. Auf Interventionen dieser Art – denen es sichtlich bloß um Superlative geht – kann man jedenfalls verzichten. Es sei denn, man ist 15 Jahre alt und auf Wienwoche.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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2 Postings in diesem Forum
Wer ist
Stach | 20.10.2014 05:47 | antworten
"Auf Interventionen dieser Art ... kann man jedenfalls verzichten."
Warum ...
Stach | 20.10.2014 05:49 | antworten
... nimmt dieses Programm nicht das "man" im Titel meines Kommentars?

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