Werbung
,

Tomasz Vollmann - Am wachsen: Von der Bedeutung des Loslassens

Dass wichtige Positionen sich auch gerne einmal wiederholen dürfen, zeigt diese sehr radikale Schau besonders eindrücklich. Denn was der 1984 geborene Künstler hier inszeniert, nämlich den Verkauf seines gesamten materiellen Besitzes, hat in sehr ähnlicher Form bereits Florian Slotawa 2002 realisiert. Nichts desto trotz sind solche Aktionen in einer sich zunehmend schneller drehenden Konsumgesellschaft besonders wichtig und daher auch in jedem Fall zu begrüßen. In Tomasz Vollmanns Fall beeindruckt aber weniger die Tatsache, dass er seine Besitztümer samt und sonders zum Verkauf anbietet, sondern vielmehr die Erkenntnis wie unglaublich reduziert dieser Mensch bereits lebt: keine Möbel, kein Geschirr, ein aus einem gefundenen Ast selbstgebauter Roller, als Schlafgelegenheit eine rosa Isomatte. Wenn man die in der Galerie akkurat aufgestellten und montierten Objekte in aller Ruhe betrachtet, fällt einem die Dominanz zweckfreier, gemeinhin als Kunst zu bezeichnender Dinge auf. Hier wird eindrucksvoll vorgelebt, dass es auch ganz anders geht, dass man mit extrem wenig Besitz und ohne eigene Wohnung dennoch zufrieden leben kann, jenseits von Religion und Asketentum. Der bewusste Umgang mit den uns umgebenden Dingen ist es, der hier am meisten fasziniert. Die radikale Besinnung auf sich selbst, wie sie sonst nur in spirituellen Kontexten zu finden ist wird hier zur eigentlichen Kunst hinter den Objekten. Eine solche Vorgangsweise scheitert allerdings auch gerade an der Tatsache, dass es andere Menschen geben muss die all jene Dinge zur Verfügung stellen auf deren Besitz hier großzügig verzichtet wird. Diese Einsicht zu gewinnen macht einen wesentlichen Reiz dieser spannenden Schau aus und zeigt sehr treffend, dass wir in erster Linie soziale Wesen sind. Ein wirkliches Manko ist allerdings, dass dieses Konzept wie so oft auch hier nicht erklärt und dem Publikum zugänglich gemacht wird. So bleibt die Ausstellung für den/die zufällige BesucherIn eine Ansammlung von Gegenständen, die zum Verkauf stehen. Dass manche Objekte auch an sich einen ganz eigenen Reiz haben und wunderbar als eigenständige Kunstwerke funktionieren, macht diese Ausstellung dennoch zu einer Empfehlung.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Tomasz Vollmann - Am wachsen
09.10 - 06.11.2014

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: