Werbung
,

Masterpiece London 2014: Einkaufen für Milliardäre

Die diesjährige Masterpiece zeigt sich in ihrem 5. Jahr noch ein Stück erwachsener und selbstbewusster, verzichtet aber sinnvoller weise darauf, mit anderen Kunstmessen auch nur ansatzweise zu konkurrieren. Dies führt dazu, dass es – sofern man Zeit und das nötige Kleingeld hat – wohl kaum einen angenehmeren Ort gibt, um Kunst zu kaufen. Schier unglaublich, dass das alles in einem „Festzelt“ möglich ist. Feinste historische Parkettböden (bei Röbbig, München) gehören hier ebenso zur Ausstattung wie gemütliche Sofa-Landschaften und jede Menge Blumen. Nicht zufällig wurde dann auch gleich am ersten Abend eine Ausgabe von Matisse' Jazz aus 1947 um 2 Millionen Pfund bei Ursus Rare Books (New York) verkauft. Zu den Highlights zählen aber zweifellos auch eine wundervolle Auswahl an Aquarellen von Juan Gris bei Mayoral Galeria d'Art (Barcelona) oder ein kleinformatiges Pastell von Degas bei Dickinson (London). Kaum drei Meter weiter, ebenfalls bei Dickinson, ist ein herausragendes, unglaublich reduziertes Aquarell des selben Künstlers zu finden und mit 200.000 Pfund auf dieser Messe beinahe schon ein Schnäppchen. Allgemein ist – im Vergleich zum Vorjahr – eine Tendenz hin zur klassischen Moderne und weg von den alten Meistern zu bemerken. Bei Christopher Kingzett Fine Art (London) findet sich zum Beispiel ein abstraktes Ölbild von Ivon Hitchens um 125.000 Pfund, das in seiner Bildsprache ungemein an Max Weiler erinnert. Es sind auch ungewöhnliche, durchaus gelungene Stil-Kombinationen zu sehen, wie etwa bei Godson and Coles (London). Hier werden intarsierte Kommoden des 18. Jahrhunderts, zeitgenössische Keramikkunst von Ewen Henderson und Malerei des 20. Jahrhunderts von William Scott gemeinsam präsentiert. Dabei wird deutlich, dass ein Gefühl für Stil, Formen und Proportionen nicht durch akademische Stildefinitionen und das Wissen darum ersetzt werden können, sondern ganz im Gegenteil oft die historisch unpassende Kombination die stimmigere ist. Dass ganz klassisch britisch nur das Allerbeste aus den Bereichen antike Uhren (Anthony Woodburn, Sussex und Howard Walwyn, London) und feines Silber (Koopman Rare Art, London) gezeigt wird, versteht sich beinahe von selbst. Das einzige wirklich zeitgenössische Objekt von bleibendem Eindruck ist eine wundervolle Installation von Tim Noble und Sue Webster bei Blain Southern (London): ein Gewirr aus Silberteilen zu einem Knäuel so verwoben, dass sein Schatten ein Doppelportrait der KünstlerInnen ergibt. Sicher keine Alternative zur Frieze im Herbst, aber ein neuer Fixpunkt für all jene, die auch gerne einmal auf Zeitgenössisches verzichten, aber nur die allerbeste Qualität sehen oder kaufen wollen.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Masterpiece London 2014
26.06 - 02.07.2014

South Grounds
SW3 4SR London, The Royal Hospital Chelsea
http://www.masterpiecefair.com


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: