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Art Basel - Unlimited: Monumentalgigantismus

Manchmal kommt es doch auf die Größe an. Hanne Darbovens "Kinder dieser Welt" zeigt auf, wie das Megaformat Unlimited der Art Basel sinnvoll genutzt werden kann. Die wahrscheinlich voluminöseste Installation Darbovens wirkt gerade in ihrer Monumentalität beklemmend und zieht den Betrachter durch die schiere Fülle unentrinnbar in den zwanghaften Kosmos der Künstlerin. An Wänden, in Vitrinen, überall manisch mit dem bekannten Gekritzel, Kalkulationen, Tabellen gefüllte Kladden, Bücher, Blätter, dazwischen Arrangements von Puppen und Figuren, dass es zum Fürchten ist. Hier geht das Konzept der Unlimited auf. Das ist allerdings bekanntermaßen nicht immer der Fall, aus unterschiedlichen Gründen. Zu oft scheitern Künstler an der Aufgabe. Ein Werk wird eben nicht viermal so gut, wenn man es auf die vierfache Größe aufbläht, eher im Gegenteil. Sterling Rubys "Soft Work" ist so ein Fall, dessen Entstehungsgeschichte schon nichts Gutes verheißt. Die Stoffwülste und klumpen- oder tropfenförmigen Gebilde waren zuvor schon an vier Orten zu sehen, und jedesmal ist etwas hinzugekommen. Die reißerische Rhetorik aus dem Horrobaukasten der Kapitalismuskritik gewinnt nichts durch die ständige Addition weiterer Plüschmonströsitäten. Es enttäuschen allerdings auch Künstler, von denen man es nicht erwartet hätte. Normalerweise beherrscht Karah Walker das große Format. Ihre wandfüllende Arbeit "The Sovereign Citizens Sesquicentennial Civil War Celebration" beschäftigt sich wie immer mit Rassismus und (sexueller) Gewalt. Jedoch sind in diesem Fall aus den Schattenrissen neben den formalen auch inhaltlich alle Schattierungen verschwunden und der intelleigente Sarkasmus scheint einem Pipi-Aa-Humor gewichen zu sein. Arbeiten können allerdings ebenso an kuratorischer Hybris scheitern. Carl Andres "Steeel Peneplain" hätte man besser im Depot gelassen, als die 100 Meter lange Bodensulptur schräg und abknickend in die Halle zu quetschen, wobei sei keinerlei Effekt entfaltet außer das Klackern von Schuhen. Häufig gelungen ist hingegen die Videosektion. Der Auswahl nach zu urteilen, eignet sich dieses Medium besonders für die Beschäftigung mit den Themenkomplexen Biographie, Individualität und Gesellschaft, oft allerdings in immersiven Ausführungen an der Grenze zur Effekthascherei wie bei Laure Prouvost, Alex Prager und Sudarshan Shetty. Ob es dafür ein Monumentalformat wie "Unlimited" braucht, kann die aktuelle Ausgabe immer noch nicht schlüssig belegen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Basel - Unlimited
19 - 22.06.2014

Art Basel
4005 Basel, Messe Basel, Messeplatz Halle 1 und 2
http://www.artbasel.com


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