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Friedrich von Amerling: Ausgeklammert

Es gibt Künstler, die haben die Kunstgeschichte verändert. Und dann gibt es Künstler, denen auch einmal ein großer Coup gelungen ist. Im Falle des österreichischen Porträtisten Friedrich von Amerling (1803-1887) ist es das 1832 entstandene Porträt von Kaiser Franz I. im österreichischen Kaiserornat. Dieses Bild ist nicht nur ein umwerfend brillantes Porträt. Durch den zur Schau gestellten Gegensatz zwischen Pracht- und Machtentfaltung und dem müde, pragmatisch und zerbrechlich wirkenden Menschen Franz I. bringt Amerling etwas haarscharf auf den Punkt: Den wahren Zustand dieser Monarchie. Das Bild gehört zum Besten der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts. Nun gibt es endlich einmal eine Amerling-Ausstellung, doch das Hauptwerk ist nicht da. Der Besucher könne ja in die Schatzkammer pilgern, wo dieses Bild auch sonst zu sehen ist. Als Bestandteil der Schau habe man es gar nie eingeplant. Immerhin gebe es eine kleine, aquarellierte Skizze, die aber inmitten der übrigen Repräsentationsporträts ziemlich untergeht. Amerling, neben Ferdinand Georg Waldmüller der bedeutendste Porträtist des Wiener Biedermeier, erhielt seine Ausbildung an der Wiener Akademie und gelangte anschließend auf Bildungsreisen bis Prag, London und Paris, bevor er zum Lieblingsporträtisten einer Epoche avancierte. Seine oft leicht idealisierten Bilder sind repräsentativer als die seiner Wiener Zeitgenossen. An Gainsborough, Reynolds und anderen Europäern geschult, stattete er sie mit Größe, Eleganz und Lässigkeit aus. Die Ausstellung ist thematisch sortiert: Hier Freunde, da Familie, dort Exoten. Liegt es an der Auswahl oder hat Amerling sich tatsächlich so oft wiederholt? Eine Reihe wie die der gleichförmigen Selbstporträts langweilt jedenfalls durch ihre Redundanz. Einzelne Arbeiten sind dagegen sehr gut: das berühmte Arthaber-Familienbild zum Beispiel oder das zarte Porträt des sehr jung an Tuberkulose verstorbenen Sohnes Friedrich auf dem Krankenbett; aber nur in wenigen Räumen haben einander benachbarte Bilder auch tatsächlich etwas zu sagen. Auch die Veränderungen am Stil des doch bis nach 1880 tätigen Künstlers sind nicht berücksichtigt. Ebenso wie am Hauptwerk aus der Schatzkammer mangelt es an einer stringenten visuellen Klammer.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Friedrich von Amerling
26.03 - 22.06.2003

Belvedere
1030 Wien, Prinz-Eugen-Strasse 27
Tel: +43 1 795 57-0, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr


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