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Art Basel Hong Kong: Art Basel Hong Kong II.

2. Art Basel Hong Kong - Nachlese und Stimmungsbild Letzte Woche fand zum zweiten Mal die Art Basel Hong Kong statt. 5 Tage. 245 Galerien davon 5 aus Österreich. 65.000 Besucher. Bereits im Vorfeld wurde in den Medien mehrmals auf die enorme Bedeutung der Art Basel Hong Kong für das ‘art ecosystem in China and Asia’ (South China Morning Post) hingewiesen. Es waren also hohe Erwartungen an die Messe geknüpft. Dies nicht zuletzt deshalb, da die Geschichte der Kunstmessen in Hong Kong bis zur Übernahme durch die Art Basel eine eher traurige war. Warum sich die Leitung der Art Basel ausgerechnet Hong Kong und nicht Shanghai ausgesucht hat, liegt auf der Hand. Mit dem in West Kowloon von Herzog & De Meuron geplanten Museum M+ (Eröffnung 2017), welches 2012 vom Schweizer Sammler Uli Sigg mit 1.510 Hauptwerken chinesischer Gegenwartskunst reich beschenkt wurde, mit dem sprunghaften Anstieg von Filialen westlicher Galerien wie Gagosian, Perrotin oder Simon Lee und mit dem steten Wachsen einer zahlungsbereiten und sehr kaufkräftigen Sammlerschaft hat Hong Kong mit seinem bisher erfolgreichen Wirtschaftsmodell bewiesen, dass es auch in der Kunst und Kultur die Vorreiterrolle in China anstrebt. Die School for Creative Media der City University of Hong Kong hat dies für die Medienkunst in Asien bereits getan. Auch die Nähe Hong Kongs zur benachbarten ‘Special Economic Zone’ Shenzhen mit seinen 11 Mio. Einwohnern wird in Zukunft noch stärker eine Rolle spielen. So planen die Zürcher Hochschule der Künste als auch das Victoria & Albert Museum Aussenstellen in Shenzhen, einer wachsenden Handelsmetropole, die durch ihr Künstlerdorf Dafen mit über 600 Ateliers und günstigen Produktions- und Reproduktionsmöglichkeiten weltweites Aufsehen erregt hat. Aus Österreich waren fünf Galerien in Hong Kong vertreten. Mehrere Treffen vor und während der Messe brachten Antworten auf die Fragen, mit welchem Konzept und Programm sie angereist sind, welche Erwartungen es gab und ob diese erfüllt werden konnten. Der Wiener Galerist Hubert Winter überzeugte mit seiner ausgezeichneten Wahl von Kunstwerken, die eine Relation mit China aufwiesen. Sein Stand war zweigeteilt. Links fünf zweisprachige (Chinesisch/Englisch) Wandarbeiten von Lawrence Weiner für je 175.000.- USD. Rechts Werke von Fred Sandback, Michael Höpfner und Birgit Jürgenssen. Mit den beiden Klassikern Sandback und Weiner bot Winter eine starke und zugleich stille Gegenüberstellung. Höpfner zeigte zwei seiner grossformatigen 2012 bei Wanderungen in Nordchina entstandenen Fotografien (10.000.- EUR). Von Jürgenssen gab es ein Wandobjekt mit drei illuminierten Buddhas aus dem Jahre 1990, vier Polaroids von 1978 für jeweils 8.000.- EUR und eine wunderbare Aquarellzeichnung von 1974 (60.000.- EUR). Judith Fegerls schwebendes Klangobjekt ‘Chinesische Nachtigall’ von 2006 (10.000.- EUR) als auch die Achse der Porzellanobjekte von Lei Xue verbanden die beiden Kojenbereiche geschickt miteinander. Insbesondere Lei Xues Vasen (7.500.- EUR), Cola Dosen (1.800.- EUR) als auch seine beiden Altäre fanden sofort ihre Liebhaber. Winters Auswahl erfolgte weniger nach marktstrategischen Aspekten als vielmehr nach Selektionskriterien eines Galeristen mit lebenslanger Erfahrung, der sowohl den Neuling als auch den erfahrenen Connaisseur zu überraschen weiss. Scheinbar Ähnliches widerfuhr dem Besucher beim Stand von Ursula Krinzinger. Auch hier gab es eine Kulmination von neueren Werken bekannter Künstler und einigen Wiener Klassikern. Da es hier jedoch doppelt so viele Künstler zu sehen gab, glich das Ganze eher einer Wunderkammer mit reichhaltigem Allerlei von Jonathan Meese und Mark Wallinger, Marina Abramovic und Rudolf Schwarzkogler, Meret Oppenheim und Atelier Van Lieshout, dann noch ein bisschen Versteckspiel von Erwin Wurm und sicherheitshalber noch ein bisschen Porno von Eva Schlegel. Die Auswahl bedient alle Vorlieben und folgt somit einer gewissen Beliebigkeit. Besondere Aufmerksamkeit der Besucher und somit Objekte fotografischer Begierden waren die Werke von Ding Zhang. Seine Stacheldrahtrollen, sein auf Betonelemente gemaltes ‘Gold can move the God’ (2013) und ganz besonders sein Werk ‘Cat’ (2013), eine silberne Katze in einer güldenen Stacheldrahtrolle, zogen die Kameras magisch auf sich. Auch bei Thaddaeus Ropac setzte man auf Klassiker, präsentierte diese jedoch gekonnt als anregende Gegenüberstellungen. Im Zentrum standen zwei grossformatige Skulpturen. Von Not Vital das glänzend polierte stählerne Werk ‘Head (Self-Portrait)’ aus dem Jahre 2013 (180.000.- EUR) und von Georg Baselitz eine - verbrannte Kohle nachahmende - Holzskulptur aus Bronze für 1.5 Mio. EUR. Beides überaus starke Positionen. Geschickt umgeben waren diese aussagekräftig von Roberto Longo, Alex Katz und Yan Pei-Ming. Ropac verfolgt in Hong Kong die Strategie der Präsentation gleicher Künstlernamen mit jeweils neueren Werken. Einerseits wird somit das Wiedererkennen erhöht, andererseits das gezielte Sammeln eines Künstlers unterstützt. Diese Strategie trägt Früchte, so dass dem eher abwartenden Sammlerverhalten einiger chinesischer Sammler mittelfristig besser Rechnung getragen werden kann. Die Wiener Galerie Mezzanin mit ihrer Leiterin Karin Handlbauer platzierte mit Peter Koglers brandneuer roter Ameise (16.000.- EUR) und den ‘Three Cut Carpets’ von Marzena Nowak einen echten Hingucker, der nicht nur Kinder magisch anzog. Auch Koglers sechsteilige Collage (2013) fand mit Stückpreisen von 11.000.- EUR bei den Sammlern Gefallen. Schwieriger mit der Akzeptanz hatten es die drei grossformatigen nahezu monochromen Gemälde von Mandla Reuter (9.600.- bis 16.500.- EUR). Und der Blick ums Eck wurde mit Thomas Bayrles Kleinod ‘Kreuz’ aus dem Jahre 1987 (30.900.- EUR) belohnt. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Mezzanin bereits zum dritten Mal auf einer Kunstmesse in Hong Kong ist und dass sich dieses Durchhalten langsam auszahle. Die Kontakte mit den teilweise zögerlichen chinesischen Sammlern fruchten langsam und werden nun belohnt. Der Preis für den besten Stand an der Art Basel Hong Kong gebührt eindeutig der Salzburger Galerie Nikolaus Ruzicska. Unter dem Motto ‘Homage to the Colourful Square’ wurde eine Aufstellung geboten, die für Aufsehen sorgte und Gesprächsstoff lieferte. Bereits die Annäherung bot mit dem Diptychon ‘Entre deux Merz No.1’ von François Morellet aus dem Jahre 2012 (90.000.- EUR) einen wuchtigen Auftakt. Innerhalb der Koje wurden Liam Gillicks Bodenobjekte ‘Conveyaunce’ und ‘Obediens’ aus dem Jahr 2001 (je 36.000.- EUR) geschickt von Brigitte Kowanz, Imi Knoebel, Henrik Eiben, Niko Luoma und Gerold Miller umspielt. Bei der Auswahl der Werke zeigt sich die Sorgfalt und Raffinesse. So steht dem aus LED und Spiegeln bestehenden letztjährigen Werk ‘Glow’ (50.000.- EUR) von Brigitte Kowanz das farbenprächtige Lichtgemälde ‘Open Immersion II’ (12.500.- EUR) von Niko Luoma gegenüber. Und mit den ‘Sets 123’ und ‘146’ (20.000.- EUR) von Gerold Miller finden auch die drei Werke von Imi Knoebel, unter ihnen der Klassiker ‘Red Rat’ aus dem Jahre 2008 (200.000.- EUR) gelungene Gegenstücke. Besonderes Augenmerk verdient Henrik Eiben, der mit seinem grossformatigen Werk ‘Drop-it (Otherside)’ von 2014 (20.000.- EUR) einen starken und nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Mit ihrem Stand hat die Galerie Ruzicska eine wahrhaft museumswürdige Ausstellung geliefert. Mit seinem Werk ‘ArtbaSell’ (2014) lieferte Junyong Wu den mit Abstand treffendsten Kommentar zum Messegeschehen. 2015 wird die Art Basel Hong Kong jedoch bereits im März stattfinden. Somit wird nicht nur die Nähe zur Muttermesse Art Basel in Basel entschärft, sondern Besuchern, Galeristen und nicht zuletzt den Kunstwerken ein klimatisch angenehmeres Hong Kong ermöglicht, denn nächtliche Temperaturen von 31 Grad bei nahezu 80% Luftfeuchtigkeit im Mai machen allen zu schaffen. Einzig auf Carsten Nicolas’ Lichtinstallation des 490m hohen ICC Gebäudes in Kowloon Harbour hätte man in der Stadt mit der weltweit höchsten Lichtverschmutzung getrost verzichten können. Ein rigoroses Ausschalten statt eines leuchtenden, blinkenden Phallus wäre vermutlich die eindeutigere Botschaft gewesen. So wurde die Lichtinstallation jedoch zu einem aussagekräftigen Symbol wie gelungen Kommerz und Kunst bereits in Hong Kong zusammenwirken.
Mehr Texte von Harald Krämer

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Art Basel Hong Kong
15 - 18.05.2014

Hong Kong Convention and Exhibition Centre
Hongkong, 1 Expo Drive, Wanchai
http://www.artbasel.com


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