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Kulturpolitik und Besucherzahlen – die Stadt Graz will ein anderes Programm im Kunsthaus

Peter Pakesch, Intendant des Landesmuseum Joanneum und damit auch verantwortlich für das Programm des Kunsthaus Graz, musste es aus der „Kleinen Zeitung“ erfahren: der Stadt Graz passen die (niedrigen) Besucherzahlen im Kunsthaus Graz nicht. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) hat über die Tageszeitung nun den Vorschlag gemacht, den für das Kulturhaupstadt-Jahr 2003 errichteten „Friendly Alien“ einer neuen Nutzung zuzuführen. Sicher ist nur, dass die Stadt unzufrieden mit den zuletzt 51.482 BesucherInnen (2012) ist. Unsicher ist allerdings, wie die Zukunft des Kunsthauses dann aussehen soll. Nagl kann sich vorstellen, die Leitung für jeweils „ein oder zwei Jahre“ neu auszuschreiben und fordert Künstler, Kreative, Konzerne oder auch die Grazer Universitäten auf, sich Konzepte dafür zu überlegen. Auch die in der Stadregierung vertretenen Parteien SPÖ und FPÖ wollen ein Programm das mehr Publikum in das mit jährlich 5,8 Millionen Euro von Stadt und Land geförderte Ausstellungshaus, nur die Grünen sind vorsichtiger und fordern, den internationalen Ruf des Kunsthauses aufrecht zu erhalten. Die Besucherzahlen des Kunsthauses in der immerhin zweitgrößten Stadt Österreichs (rund 265.000 Einwohner) sind wahrlich nicht berauschend. Die Kunsthalle Krems schaffte zusammen mit der Factory 2013 etwa 69.000 BesucherInnen (bei einem Jahresbudget von 3,8 Mio Euro, die Kunsthalle Wien im Jahr 2012 das durchgehend geöffnet war rund 103.000 Besucher bei einem Budget von 4,3 Mio Euro. Dafür ist das Kunsthaus eine der wenigen Institutionen die noch „mid career Ausstellungen“ von heimischen KünstlerInnen zeigt (Heimo Zobernig, Michael Kienzer) und ambitionierte Ausstellungsprojekte wie zuletzt James Benning oder Romuald Hazoumè. Die Grazer Kultupolitik scheint sich also zunehmend von der Idee einer künstlerischen Avantgarde in Graz zu verabschieden und steigt auf den Kreativwirtschafts-Zug auf. Die Forderung nach einem „neuen Kulturpolitischen Auftrag“ klingt recht nebulos und wird eigentlich falsch, nämlich an die breite Öffentlichkeit gestellt. Anstatt dass die Grazer und Steirischen KulturpolitikerInnen mit den Beteiligten diskutieren, wählt man lieber den Weg der medialen Anküdigung, denn mit der Forderung nach mehr Leistung für die Kulturgelder hofft man beim krisen- und steuergebeutelten breiten Wahlvolk besser anzukommen. Mittlerweile formieren sich aber die Gegner der kurzsichtigen Kulturpolitik. Eine Auflistung aktueller Protestnoten hat der Museumsblog veröffentlicht.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Die Kunst, ja, sollte richtig beflügelt werden.
Bernhard Samitsch | 03.05.2014 03:47 | antworten
Ein lahmer Stier soll das Kunsthaus retten. Red Bull als Droge im Kunsthausrausch! Jetzt ist es also heraußen, wie ein kulturpolitisches Konzept der Stadt Graz aussehen will: aus dem Lendkai 1 mach ma den Hangar 1. In einer Präzession, wie es der Absprung Felix Baumgartners aus Stratosphärenhöhen gleicht, oder wie Basti Vettel seine unnötigen Runden dreht und Hannes Arch nicht nachvollziehbare Kreise in der Luft dreht, entwickelt der Bürgermeister Ideen, um die Ecken und Kanten im Kunsthaus auszugleichen. Besucherströme wie einst am Hungaroring werden erwartet, der Travelator wird zur Boxengasse mit all seinen Ludern und die Besucher kommen nun per Murgondel, angedockt an der Needle, querverstrebt direkt vom Schlossberg ins Haus. Und natürlich mach ma auch Design. So wie die cis eben jetzt auch schon. Geschätzte vier Besucher im Quartal, aber immerhin in den Medien, weil die Knieprothese gefladert wurde. Lieber Herr Bürgermeister Nagl, so viel Kultur hätte nicht einmal ich Ihnen zugetraut. Auch das sei anzumerken in ihrem Rundumschlag, lieber Herr Nagl und Herr Buchmann. Liebevoll Ihr Bernhard Samitsch

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