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Zofia Kulik - Anstatt der Skulptur: Sequenzen 1968-71: Prozess ohne Gender

Welkes Frauenfleisch, mit wenig Eleganz über einen Stuhl rollend. Eine spärlich geschürzte männliche Körpermitte, etwas runzlig und wenig sportlich, von mehreren Seiten abgelichtet. Und das ganze sollte Skulptur sein. Nicht die menschlichen Körper, sondern die Bewegung im Raum und dessen Dokumentation. Ein Skandal! Zumindest Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in Polen. Als Zofia Kulik den Professoren an der Warschauer Akademie ihre Idee von der Skulptur als Prozess zur Abschlussprüfung vorstellte, wäre sie fast durchgefallen. Zu unerhört und radikal war es, Skulptur nicht als definiertes Objekt zu denken. Nicht dem Material, sondern der dynamische Wechselwirkung zwischen Beobachter und Objekt galt ihr Interesse. Dass Kulik mit der Loslösung der Skulptur vom Objektcharakter nicht allein war, konnte sie zu der Zeit nicht wissen. Im Westen, besonders in den USA, arbeiteten sich zeitgleich verschiedene Künstler und Theoretiker an einer Neudefinition des Skulpturbegriffs ab. In der in akademischer Tradition verharrenden offizielle Kunstszene des Sozialismus waren solchen Ideen nicht durchzusetzen. Kulik und später das Künstlerduo KwieKulik blieben arm, erfolglos und nur in Künstlerkreisen bekannt, verfolgten aber konsequent den eingeschlagenen Weg. Erst nach der Trennung von Przembyslaw Kwiek 1988 begann Kulik mit den collagierten Selbstinszenierungen, mit denen sie spätestens auf der documenta 2007 im Westen als Vorreiterin feministischer Kunst wahrgenommen wurde. In ihrem frühen Werk geht allerdings gar nicht um Gender, auch wenn häufig Frauen in den Fotosequenzen zu sehen sind. Das Material ist ihr relativ eins. Seien es Männer, Frauen, Barockskulpturen oder Pappröhrchen und –scheiben. Immer geht es um das Prozessuale, in dem sich das Objekt mit dem Betrachter in der Zeit bewegt. Was bleibt sind fotografische Sequenzen Die meisten dieser frühen Arbeiten Kuliks wurden noch nie gezeigt und sind jetzt erstmals in der Berliner Galerie Zak | Branicka zu sehen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Zofia Kulik - Anstatt der Skulptur: Sequenzen 1968-71
03.05 - 21.06.2014

ZAK | BRANICKA
10969 Berlin, Lindenstr. 35
Tel: +49 30 611 0 7375
Email: mail@zak-branicka.com
http://www.zak-branicka.com/
Öffnungszeiten: Di - Sa 11:00 - 18:00


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