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Stanley Kubrick - Eyes Wide Open: „Real is good, interesting is better.“

Noch bevor Stanley Kubrick die High School beendet hatte, verkaufte er schon Fotos an das bekannte Magazin Look, in dem die Fotos oftmals wichtiger als die dazugehörigen Texte waren. Und schon das erste Foto, das er an Look verkaufte, war präzise komponiert. Es zeigt einen Trafikverkäufer, der trauernd in seinem Geschäft auf seinen Arm hingesunken dasitzt. Um ihn herum sind mehrere Zeitungen mit der Nachricht zu sehen, dass Präsident Roosevelt gestorben ist. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Doch bei weitem nicht jedes Foto, das nun hier gezeigt wird, erinnert an die präzise, glatte Bildsprache seiner Filme. Einige sind auch noch sehr im damaligen Stil der Fotoreportagen angesiedelt. So erinnert das Foto „Two men sleeping“ aus der Fotoreportage über die New Yorker Subway an die Ästhetik der damaligen Straßenfotografen. Das Foto wirkt spontan, das Licht scheint nur von der Location zu kommen und die abgelichteten Männer scheinen wirklich zu schlafen. Trotz allem könnte die Körperhaltung der sitzenden Person einstudiert sein, denn die Pose erinnert bei genauerem Hinsehen doch leicht an Buster Keaton. Die Personen seiner Fotografien verwendet er, im Gegensatz zur reinen dokumentierenden Fotografie manchmal wie Objekte, die er im Bild genauestens angeordnet hat – so wie den Zirkusdirektor im Foto „Balance-Akt mit Trapez-Akrobaten“, den er hier als blickleitendes Element verwendet. Oder er erzählt Geschichten, wie bei dem Bild von Mongomery Clift, der betrunken am Boden liegt und eine Flasche an seinen Lippen hat. Bei anderen Fotos richtet er sein Augenmerk auf eine einzige Aktion und rückt diese in den Mittelpunkt, wie bei der Frau, die einen Stapel Bücher auf ihren Armen balanciert, während sie eine lange Steinstiege in der Columbia Universität bedächtig herabsteigt. Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist der Raum, in dem die Fotos der Fotoreportage „Rocky Graziano“ von 1950 zu sehen sind. Gleich neben den Fotos wird Kubricks erster Film „The Day of the Fight“ an die Wand projiziert. Eben dieser Film basiert auf dem Shooting Script der Reportage. Leider ist die digitale Kopie ausgewaschen und da das Video frei auf die Wand projiziert wird und es keinerlei Abdunkelung gibt, wird die Qualität der projizierten Bilder noch schwächer. Es wäre sicherlich spannend gewesen, wenn das Shooting Script auch im Raum aufgelegen wäre. Dadurch wäre es möglich gewesen die Ähnlichkeiten zwischen dem Film und den Fotos herauszustreichen. Gerade weil die gezeigten Objekte bei dieser Ausstellung einen direkten Zusammenhang mit den an den Wänden hängenden Fotos haben, wäre es aus sinnvoll gewesen, im Ausstellungsraum Verbindungen zwischen den Ausstellungsgegenständen herzustellen und zu verstärken. Die Schaukästen wirken wie ein Zugeständnis an Interessierte, es wurde nicht versucht die darin liegenden Look-Ausgaben mit den anderen Objekten zu verbinden. Das ist leider der große Wermutstropfen dieser ansonsten sehr gekonnt kuratierten Ausstellung.
Mehr Texte von Patrick Schabus

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Stanley Kubrick - Eyes Wide Open
08.05 - 13.07.2014

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