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Vom Paradies in die Region

Dubai will mehr sein als Paradies der Luxus-Appartments und des Shopping-Tourismus. Daher fördert es nicht nur ideell und materiell die beiden Messen Art Dubai und Design Days Dubai, sondern auch noch eine Reihe anderer Initiativen in diesem Bereich. Tashkeel ist eine Institution, die als Mischform zwischen privater und öffentlicher Einrichtung so wohl nur in jungen Gesellschaften denkbar ist, vielleicht noch in den USA. Sie ist gleichzeitig Studio, Atelier und Galerie für Designer und Künstler. Die einmal aufgenommenen Mitglieder können jederzeit einen Arbeitsplatz in Anspruch nehmen und tragen anteilig die niedrigen Betriebskosten. Gegründet wurde Tashkeel vor sechs Jahren von der Tochter des ehemaligen Regierungschefs. Das Gebäude ist ihr ehemaliges College, das nur zum Zweck ihrer Ausbildung errichtet wurde und nach dem Abschluss ihres Jahrgangs seinen Zweck verloren hatte. d3, der Design District Dubai demonstriert die Beton gewordene Zuversicht und Erholung Dubais nach dem wirtschaftlichen Kollaps im Zuge der Finanzkrise. Im Juni 2013 angekündigt, um die Kunst-, Mode-, Design- und Luxusindustrie zu fördern, stehen ein Dreivierteljahr später die Rohbauten. Eröffnung soll in spätestens einem Jahr sein. Oben Ateliers, Produktionsstätten, Büros, unten Showrooms und Galerien. So sieht hier der als gesund empfundene Nutzermix aus. 2017/18 soll die Waterfront fertig sein, um an Boutique Hotels verkauft zu werden. Im Sog der neuen Wertschätzung der Kreativindustrie gedeihen auch die Design Days Dubai. Der bestehende und ständig neu hinzukommende Wohnraum will schließlich eingerichtet werden, und Geld ist ausreichend vorhanden. Direktor Cyril Zammit muss jetzt nur noch dafür sorgen, dass Design die entsprechende Wertschätzung findet. Beim Angebot der aktuellen Ausgabe seiner Messe fällt auf, dass die originelleren Ansätze nicht selten von Designern mit westlicher Ausbildung und orientalischem Hintergrund stammen. Art Factum aus Beirut etwa verfolgt ein Programm mit jungen Designern aus der Region und ist damit ziemlich erfolgreich. Die Galerie nimmt ebenfalls an der Design Miami teil, wo sie Achtungserfolge erzielt. In Dubai hat sie schon am ersten Tag Arbeiten aller ihrer Designer verkauft. Das Erfolgsrezept besteht nicht nur in dem regional inspirierten Design der international ausgebildeten und arbeitenden Designer, sondern auch in einer klugen Mischung aus kleinen Editionen und maßgeschneiderten offenen Entwürfen. Carlo Massoud überzeugt mit einer ebenso simplen wie überraschenden Idee. In je nach Kundenwunsch glänzenden oder matten Kästen aus Metall versteckt er Stromschienen, über die der Benutzer zylindrische oder kugelförmige Leuchtkörper schiebt, um so die Helligkeit zu steuern. Auf die Art ist die Lampe selbst der Dimmer. Ein solches maßgeschneidertes Lichtobjekt mit acht Schiebern etwa kostet um 6.500 US-Dollar. Das größte westliche Kontingent stellen französische Galerien - vier sind als Schwerpunkt eingeladen, drei weitere ohenhin dabei. S. Bensimon aus Paris zeigt einige europäische Designer aus dem Programm, unter anderem den Deutschen Christian Haas, dessen Leuchte in Form eines illuminierten Seils lebhaftes Interesse erregt. Die größere der beiden gezeigten offenen Editionen kostet 1.700 Euro. Eine etwas enttäuschende Allianz sind der Pariser Antiquitätenhändler Steinitz und Carpenter's Workshop aus Paris und London eingegangen. Während Steinitz wie gewohnt sein Messeangebot sehr stark auf seine eigene Vorstellung des lokalen Marktes angepasst hat, hat die Design-Galerie in dieselbe Glitzerkiste gegriffen, mit der sie schon in Miami unangenehm aufgefallen ist. Die europäische Peripherie hat da schon mehr zu bieten. Am Gemeinschaftsstand ungarischer Institutionen und Galerien sind Clutches aus Beton von dem Designer Duo Ivanka zu haben. Die federleicht erscheinenden Gebrauchsobjekte kosten zwischen 1.350 und 3.250 US-Dollar. Die 2007 gegründete Art Dubai ist den Kinderschuhen entwachsen. Sie leistet sich mittlerweile sogar eine Moderne-Abteilung mit elf Ausstellern. Das Gros machen jedoch die Zeitgenossen aus, mit einer erstaunlich internationalen Mischung der Aussteller, mit Schwerpunkt Naher und Mittlerer Osten. Roupen Kalfayan von der gleichnamigen Athener Galerie ist Teilnehmer der ersten Stunde. Seit der Premiere 2007 kurz vor der Krise hat er eine rasante Entwicklung beobachtet. Vor allem macht er unter der jüngeren Generation der gesamten Region ein großes Bedürfnis nach Modernität und kulturell internationalem Anschluss aus. Der Standort habe sich zum Treffpunkt entwickelt. Abgesehen davon, dass nackte Haut selbstverständlich nicht zu sehen ist, fällt auf, wie schwach oder sattgesehen die eine oder andere Position etablierter westlicher Galerien mittlerweile wirkt. Das x-te Monumentalportrait zweier stolzer Farbiger von Kehinde Wiley bei Daniel Templon aus Paris zu 250 000 US-Dollar verblasst auf inhaltlicher Ebene deutlich gegen die Fotoserie in verwaschenem Schwarzweiß, in der sich Ahmed Mater bei ATHR aus Dubai mit Bau-, Industrie- und tatsächlichen Wüsten in seiner Heimat Saudi-Arabien beschäftigt. Das ganze 21-teilige Tableau in einer Dreier-Auflage kostet 32.000 US-Dollar. Die Wiener Galerie Krinzinger hat die Region früh genug entdeckt und Künstler von Indien bis Saudi-Arabien in ihr Programm aufgenommen. Gleichzeitig hat sie die Messe von Anfang an unterstützt. Jetzt fährt sie die Ernte ein. Die Voreröffnung war noch keine Stunde alt, da hatte sie schon drei Werke verkauft. Art Dubai 19. bis 22. März 2014 Design Days Dubai 17. bis 21. März 2014
Mehr Texte von Stefan Kobel

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