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Kultur hat leider nichts mit Politik zu tun.

Einiges ist schon geschehen in der letzten Woche. Da kann man wahrlich nicht sagen, dass es fad gewesen sei. Der Villacher Fasching z.B. mit einem Foto von drei fröhlich lachenden Perückenherren. Gusenbauer & Haupt & Haider - wahrlich ein Trio Infernal des schlechten Geschmacks. Aber warum sollen auch drei sich im Parlament bekämpfende Akademiker nicht gemeinsam und blöd unter ach so lustigen Perücken hervorgrinsen? Das muss im Kärntner Fasching also wirklich erlaubt sein. Apropos perückender Gusenbauer: Nach der Bekanntgabe der neuen, teilweise skandalösen Zusammensetzung der Universitätsräte musste sich sein wahlkampfquereingestiegenes, intellektuelles Aushängeschild Josef Broukal auf die Kommentarseite des "Standard" flüchten, um seiner empörten Meinung Ausdruck verleihen zu können. Wäre das nicht eine Pressekonferenz wert gewesen? Und dann kam auch schon flugs die neue Regierung mit ihrer Angelobung. Seine Majestät Klestil versuchte bei Schüssel II das stolz erhobene Zitronengesicht telegen in Szene zu setzen. Unser Kanzler wurde dem Sprichwort "er grinst wie ein Hutschpferd" absolut gerecht und die Hin- und Herdemonstranten vereinsamten in der Weite des Heldenplatzes. Und dann endlich kam sie - die Medienschelte verbrämt mit ein paar Koalitionsinfos am Freitag und Samstag. Köstlich zu lesen, wie erfreut die Journalistika ob der neuen Regierung war. Gott seis gedankt, einige Jahre sich empören können waren wieder gesichert. Wenn man allerdings das "Regierungs-" nach einem Kulturprogramm durchforstete, kam Frust auf. Auf den Seiten 1 und 2 der Tageszeitungen stand von Kultur nichts, auch die Seiten drei bis 5 blieben kulturell unbelästigt. Die Wirtschaftsseiten enthielten sich themenbedingt ebenfalls der Kulturprogrammberichterstattung und auf den Kulturseiten selbst war über eine kulturelle Absichtserklärung der neuen Regierung ebenfalls nichts zu lesen. Auch die nachkoalitionären ORF-Stellungnahmen der Oppositionspolitiker - Gusenbauers Lamento peinlich bis unerträglich, Petrovic Stellungnahme von unerwartet hohem Niveau - kamen spielend ohne das Wort "Kultur" aus. Weil es nichts zu schreiben und zu sagen gab und gibt? Weil der neuen Regierung und ihrer Opposition Kultur nicht einmal eine erklärte Absicht oder Widerrede wert waren? War Kulturstaatssekretär Morak in den beiden letzten Wochen vielleicht grippal außer Gefecht? Hatte er andere Sorgen als sich für mögliche oder unmögliche Kulturbelange in den nächsten Jahren zu engagieren? Oder war er im Einsatz, hatte vielleicht sogar was oder worüber auch immer mitverhandelt und waren nur seine Marketing- und/oder Kommunikationsbeamten auf Urlaub? Gibt?s vielleicht tolle Verhandlungserfolge aber es interessieren sich unsere Kulturjournalisten nur mehr für kulturähnliche Events statt für Kulturpolitik? Wie auch immer Freunde und Leser, Freundinnen und Leserinnen - lassen wir uns einfach nicht unterkriegen. Fordern wir unsere Politiker und -innen immer wieder sinnlos auf, sich für Kulturbelange zu engagieren, Kulturpolitik zu betreiben. Es wird zwar nichts nützen, aber wir haben zumindest unsere Stimme für die gute kulturelle Sache erhoben.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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