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Joachim Koester - The Ghost Shop: The participants are silent

Ein Haus als ein mögliches Sinnbild für einen umfriedeten Bereich. Türöffnungen, die einen Übergang zu markieren scheinen, indem sie Durchgang sind, zwischen einem Teil des Ausstellungsraumes und einem anderen. Die offenbar korrespondierenden Bild- und Textansichten, die im Inneren der im Raum installierten Holzhütte zu sehen sind, richten den Fokus auf sich selbst. Die 16mm-Filme („Of Spirits and Empty Spaces“, 2012 und „Howe“, 2013) gewähren Einblick, zeigen ein Medium reflektierende Aufnahmen und verweisen damit auf sich selbst, indem das Innere einer Maschine offen gelegt wird. Dabei wird die konzeptuelle Struktur Joachim Koesters Arbeitsweise sichtbar und spürbar zugleich, denn die Monotonie der Bildabfolge wie Geräuschkulisse wirkt zwingend, scheint im Betrachter, der als Besucher gleich Suchender ist, ein Anhaften und rauschähnlichen Zustand auszulösen. Gleichzeitig weist diese Produktionsmaschinerie auf das nach dem „Übergang“ Kommende: Ansichten von Industriedenkmälern wie deren Landschaften - Geschichtlichkeit der Gegenwart bzw. Gegenwärtigkeit der Geschichte. Dabei bleibt der Blick auf Regelsysteme gerichtet. Der Titel der Ausstellung „The Ghost Shop“ zeigt die Ebene des darin Sichtbaren an, deutet auf das „Geheime“ hin, auf den Dissens zwischen Erscheinung und Realität. Ein blasses Abbild, das als Fehler im optischen System von uns empfangen wird. Ungeduldig strebend nach Erkenntnis, nach „Heimat“, drängt sich die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen unseres Wissens auf. Joachim Koesters Fotografien möchten das Verhältnis zwischen Sichtbarem und Wissen erforschen. Serien von offenbar verlassenen Häusern, die mit Holzplatten nach außen und innen verriegelt wurden. Fenster, als Sinnbild des Lichteinlasses sowie des Öffnens und der Verbindung von Innen und Außen - ihrer Funktion enthoben. Die sie umgebene Landschaft – trist und verwaist. Symptomatik der Industrialisierung und deren Folgen. Wege der Bewusstwerdung wollen angezeigt werden. Rauschzustände und deren Potenz vernebeln die Sicht. Neben „The Kants Walks“ zeigt die Serie „From the Secret Garden of Sleep“ Bilder von Cannabis-Pflanzen. Der auf Zelluloid gebannte Ahne eines Rauschzustandes ist gleich Mahnung. Ähnlich Kants begangener Wege in Königsberg (heute Kaliningrad), die still die Folgen der Aufklärung befragen. Dabei stellen die Brücken symbolisch Übergang und Verbindung dar, die gleichzeitig den Wahlspruch von einst ins Gedächtnis rufen: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit als das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines Anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines Anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ All die Perspektivwechsel, Sichtumkehrungen und Fokussierungen, die Betrachtungsweisen „auf den Kopf stellen“, zeigen rationale Klarheit, kritische Schärfe und empirische Breite an. Auf der anderen Seite wirkt ein Geist der Leere und verweist auf die Sichtbarkeit der Dinge, auf das Wirkenwollen durch den Verstand, während all die materialisierten Denkprozesse das Verborgene und das den Dingen Immanente verdeutlichen.
Joachim Koester - The Ghost Shop
15.03 - 25.05.2014

Camera Austria
8020 Graz, Kunsthaus Graz, Lendkai 1
Tel: +43(0) 316/ 81 555 00, Fax: +43(0) 316/ 81 555 09
Email: office@camera-austria.at
http://www.camera-austria.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
The Participants are Silent
Martina Pozgainer | 05.06.2014 10:51 | antworten
Bettina Landl - herzlichen Dank für diese sensationelle Besprechung!

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