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Demokratie als weiße Hülle – der Österreichische Beitrag zur 14. Architekturbiennale Venedig

Demokratie als weiße Hülle – der Österreichische Beitrag zur 14. Architekturbiennale Venedig Parlamente sind nicht immer Orte der Demokratie, sondern oft genug Schauplätze anachronistischer Machtdemonstrationen diktatorischer Regimes. Die Demokratiebewegungen der letzen Jahre haben das Parlament als Ort der demokratischen Legitimation von Macht aber wieder ins Blickfeld rücken lassen. Im Österreichischen Beitrag zur diesjährigen Architekturbiennale in Venedig hätte eigentlich die Restaurierung und der Umbau des heimischen Parlamentes im Zentrum stehen sollen. Durch die Verzögerungen der Diskussion um das dazu nötige Budget musste Kommissär Christian Kühn aber umdenken und hat das Konzept zu einer Rundumschau der Architekturen von 200 Parlamenten weltweit ausgebaut. Ab dem 7. Juni werden also 200 weiße Modelle die Wände der großen Ausstellungshalle des Österreichischen Pavillons in einen „ornamentalen“ Parcours durch die demokratiepolitische Architekturgeschichte verwandeln. Dazu gibt es ein Booklet, in dem weitere Details zu den Bauten, aber auch Basisdaten zu den einzelnen Ländern nachzulesen sein werden. Die beiden kleineren Seitenräume sind zum einen der Dokumentation des von Theophil Hansen erbauten Österreichischen Parlaments und zwei Projekten von Coop Himmelb(l)au gewidmet: dem Entwurf für das Albanische Parlament in Tirana (dessen Realisierung allerdings durch die politische Entwicklung wieder in Frage gestellt wurde) und das 2012 fertig gestellte Konferenzzentrum in Dalian (China). Das Ziel ist hoch gesteckt, soll es doch um nichts weniger als die „Entwicklung der Gesellschaft im Medium der Architektur“ gehen. Architektur nicht als Gegenstand, sondern als „das Machen von Architektur“. Im Hof des Pavillons soll dann die dahinter ohnehin schon wuchernde Natur Einzug halten. In einem von den Landschaftsarchitekten Auböck und Kárász geplanten Garten werden die „Freiheitsbäume“ der französischen Revolution zitiert und schließlich sorgt die Gruppe Kollektiv/Rauschen für ein klein wenig politische Aktualität, wenn BesucherInnen über einen Twitter Account Nachrichten absetzen können, die dann sprachlich über kleine Lautsprecher im Wald umgesetzt werden. Dazu gibt es eine Art Rauschen der Demokratie, in dem politische Nachrichten aus Twitter und Facebook in einer Soundinstallation hörbar gemacht werden – dies allerdings nicht aktuell, sondern vorproduziert und damit nur die jüngste Geschichte illustrierend. Herrschaftsarchitektur, wie sie ja auch der von Josef Hoffmann geplante Österreichische Pavillon repräsentiert und wie sie sich in vielen Parlamentsbauten mit meist historisierenden Säulen manifestiert, lenkt eher ab von jenen Orten, an denen alle Demokratiebewegungen ihren Ausgang genommen haben: den Straßen und Plätzen. Der strenge Formalismus des Österreichischen Beitrags, mit den in reinem Weiß gehaltenen und reduziert-abstrahierten Modellen wirkt auf den ersten Blick auch gerade nicht geeignet, die oft vielfältigen Wirrungen rund um die Entstehung demokratisch verfasster Gesellschaften auch über die Architektur augenscheinlich machen zu können. Es wird sich zeigen, wie die Elemente aus Ausstellung, Katalog und der geplanten Sondernummer des Architekturmagazins UmBau zu einem auf die Zukunft des Bauens von Demokratie ausgerichteten Beitrag zusammenfließen können. 14. internationale Architekturausstellung La Biennale die Venezia 2014 7. Juni bis 23. November 2014 www.labiennale.org Österreichischer Pavillon Plenum. Places of Power www.labiennale.at/2014
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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