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David Bowie: A Man lost in time near KaDeWe...

Nach dem furiosen Auftakt im Londoner Victoria & Albert Museum und Zwischenstationen in Toronto und São Paolo eröffnete am 20. Mai die Berliner Schau des Briten, der von 1976 bis 1978 an der Spree lebte. Unweit des berühmten Hansa Tonstudios, in dem er seine legendären Alben „Low“ und „Heroes“ aufnahm, ist die multimediale Show im Martin-Gropius-Bau mehr als eine Wiederholung der vorherigen Stationen. Die Kuratoren der Ausstellung, Geoffrey Marsh und Victoria Broackes vom V & A würdigten den Berlin-Aufenthalt Bowies einmalig durch zusätzliche Exponate, die einen ungewöhnlich intimen Einblick bieten. Rund 300 Exponate wurden über 20 „Areas“ verteilt, die teils chronologisch, teils thematisch die Kunstfigur David Bowie beleuchten, in die sich ab 1967 der Londoner David Robert Jones (*1947) verwandelt hatte. Wie ein Schauspieler schlüpfte Bowie unentwegt in neue Rollen und folgerichtig spielen seine Kostüme und die mit ihnen verbundenen Images des Musikers – transportiert durch Fotos, Bühnen- und TV-Auftritte – die zentrale Rolle. Passend bildet Kansai Yamamotos futuristisches Kostüm für Bowies Personifikation des außerirdischen Rockstars „Ziggy Stardust“ den Auftakt zur Ausstellung. Für deren Besuch sei auch der Audio-Guide empfohlen, der passgenau Musik oder Zitate Bowies abspielt. Neben den zahlreichen Kostümen, die in den 1970er Jahren ein ständiges Spiel mit den Geschlechterrollen offenbaren, finden sich zahlreiche Originalmanuskripte seiner Liedtexte und Hinweise auf die experimentellen literarischen Verfahren, die Bowie zu ihrer Dichtung nutzte, wie den Cut-up Techniken William S. Burroughs. Und auch der Einfluss der bildenden Kunst auf Bowie zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung, zuletzt deutlich sichtbar in der Kooperation mit Tony Oursler für sein Video zu „Where are we now“ in 2013, das in einer kleinen Installation zitiert wird. Das Schaffens Bowies als Theater- und Filmschauspieler wird eher pointiert vorgestellt. Filmausschnitte sind in einem Kinosaal zu sehen, während ein kleiner Raum in Rot diverse Filmplakate und Requisiten versammelt: die Kristallkugel aus Labyrinth, ebenso wie die kurze Wickelhose, die er während seines Auftritts als Elefantenmensch 1980 am Broadway trug. Übrigens zeigt das Berliner Kino Babylon eine Auswahl seiner Filme vom 21.5. bis 7.6. Die den Berliner Jahren gewidmeten Räume erinnern an die Zeit, als sich Bowie kreativ regenerierte. Ein knapper Briefwechsel mit Marlene Dietrich findet sich in nächster Nähe zu einer mit Samt überzogenen Sitzbank aus der legendären Diskothek „Dschungel“. Hier befindet sich auch ein Porträt, das Bowie vom japanischen Schriftsteller Yukio Mishima gemalt hatte und das in seiner Schöneberger Wohnung hing. Erich Heckels Gemälde „Ruqairol“ von 1917 verrät das Vorbild für exaltierte Posen, die nicht nur Bowie für das Cover von „Heroes“ einnahm, sondern auch Iggy Pop für sein Album „The Idiot“, das enger in Zusammenarbeit mit Bowie ebenfalls 1977 in Berlin entstand. Bevor das unvermeidliche Merchandising den eigentlichen Schlusspunkt setzt, wird zum Abschluss noch der Versuch unternommen, den Einfluss Bowies auf die visuelle Kultur zu veranschaulichen. Begleitet von weiteren Kostümen und ikonischen Fotografien Bowies zeigt ein Tableau aus acht Bildschirmen das bis heute andauernde Echo seiner eklektizistischen Schöpfungen, vor allem in der Welt der Mode. Und allein letzteres wäre wohl schon Thema für eine eigene, neue Ausstellung...
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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David Bowie
20.05 - 24.08.2014

Gropius Bau
10963 Berlin, Niederkirchnerstr. 7
Tel: +49 30 25486-0, Fax: +49 30 25486-107
Email: post@gropiusbau.de
http://www.gropiusbau.de
Öffnungszeiten: Mi-Mo 10-20 h


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