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Antonio Ortega - Pale Rot: Pink: Zwischen „good“ and „bad“ artist

Der spanische Künstler Antonio Ortega versteht sich selbst als “teaching artist”. Als solcher hält er regelmäßig Vorträge und diverse Reden. Zuletzt setzte er sich in einem Buchprojekt mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Kunstproduktion speziell in Katalonien auseinander. Aus diesen Faktoren resultieren Ortegas aktuelle Arbeiten mit ihren unterhaltsamen semantischen Doppelbödigkeiten. Die auf Wellpappe angefertigten Textbilder, ein Video und LED-Banner sind derzeit in der Galerie Thoman in Wien zu sehen. Seine Professur an der Universität Autònoma de Barcelona verführte Antonio Ortega dazu, sich nicht nur theoretisch mit der Institutionskritik zu beschäftigen und das Handeln der Institutionen zu erläutern, sondern auch offensiv Fragen nach der existenziellen und ideellen Situation der Kunstschaffenden zu stellen, die eine gewisse Unabhängigkeit von öffentlichen Kunstinstitutionen und der Politik, die sie verwaltet, fordern. In seinem Buch Demagogie und Propaganda in der Kunst (2013), das die Ausstellung begleitet, stellt der Künstler fest, dass im heutigen Kontext nicht die KünstlerInnen direkt, sondern hauptsächlich „die Institution“ selbst die Kommunikatorin für Kunst und ihre Inhalte sei. Eigentlich informiert sie nicht über künstlerische Ansätze, sondern beeinflusst das allgemeine Publikum hinsichtlich beispielweise der Förderung des Kulturtourismus, des Minderheitenschutzes oder der Erweiterung des Bildungs- und Freizeitangebots. Dabei haben die ökonomischen Anregungen mit ideologischen Absichten im Hintergrund immer Priorität. In seinen Arbeiten versucht Ortega diesen propagandistischen Prämissen entgegenzusteuern und sie humorvoll zu durchbrechen. In seinen ausgestellten Textbildern, in denen von Schnittmustern übernommene abstrakte Rastergitter Matrix für die gepixelten Druckbuchstaben bilden, informiert er auf Distanz, meistens in der dritten Person über eigene, sonst verschwiegene persönliche Sinneszustände, die nicht immer dem Image eines „guten“ Künstlers entsprechen wie z.B. „A.O. wrote this text in a very specific personal and financial situation“ oder It was not planned but I`m here. Anders als in seinen Vorträgen sprechen diesmal bloß seine Bilder zum Publikum, während ihr Urheber selbst nicht anwesend ist und ein Gespräch mit seinen Zuhörern führen kann. Ironische Kommentare wie diese gibt es viele in den Werken des ingeniösen Kataloniers. Obwohl Antonio Ortega bei seinen Recherchen und Einsichten tief in die Abgründe und Zerrissenheit der Konditionen von künstlerischer Praxis und der Bedeutung von Kulturschaffenden (von Peter Paul Rubens bis Damien Hirst), von der Abhängigkeit von der wirtschaftlich-politischen Lage, über die Preispolitik und das symbolische Kapital zu der Demagogie des institutionellen Systems blickt, bleibt seine Kunst heiter. Genau das ist es, was seine Institutionskritik so anziehend macht. Manchmal mutet es aber an, dass er nur ein reizendes Gerede kommuniziert. Der Ausstellungstitel Pale Rot, ein Konglomerat aus einem englischen und einem deutschen Wort symbolisiert eine Zerrissenheit von umfassenderem (politischen) Sinn: Farblich ergibt Pale Rot voraussichtlich Pink – so seine eigene Schlussfolgerung. Am Ende bekommt man doch mehr als ein Gefühl für eine ausgewogene Balance zwischen Trübsinn und Humor, Links und Rechts, Realität und Fiktion.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Antonio Ortega - Pale Rot
08.03 - 10.05.2014

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
1010 Wien, Seilerstätte 7
Tel: + 43 1 512 08 40
Email: galerie@galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 11-15 h


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